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des Judenthums, unumstößlich erwiesen haben, so brauche ich wohl nicht noch hinzuzufügen, daß nach dem bereits darauf Erwiederten die Unumstößlichkeit doch völlig negirt werden muß.
Darauf heißt es, Sie hätten an keine Zustimmung des Stabilismus gedacht, da er keiner Aenderung seine Zustimmung gäbe. Der Satz gewönne mehr noch an Wahrheit, wenn Sie hinzusetzen wollten: „vorzüglich, wenn diese Aenderung von Leuten ausgeht, deren leitende „Gedanken vor 23 Jahren keine jüdischen waren, wie mehrfach erwiesen „und die dieselben Gedanken als unverändert beibehalten Bekennen.
Die Ihnen durch den ersten geistlichen Beamten hieselbst zu Theil gewordene Ueberraschung, wie Sie sich ausdrücken, haben Sie Ihrerseits weder mir noch irgend einem Stabilisten (um mich Ihrer Worte zu bedienen) bereitet; denn so wie Sie behaupten, daß diese negative Seite das einzige Positive in seiner praktischen amtlichen Thätigkeit sei, so ist es auch bei uns allen feste Ueberzeugung beim Erscheinen der npIiS gewesen, daß Sie Ihre Negativität durch die einzige positive Seite, die Sie besitzen, nämlich durch Ihre Keckheit im öffentlichen Auftreten gegen alles Bestehende, womöglich verbergen müßten; und die Folge hat den Erwartungen entsprochen.
Aus der Polemik gegen den Altonaer Oberrabbiner, die Sie mit dem Namen Beleuchtung (vermuthlich nach der neuen Weise eine Dunst- Beleuchtung) beehren, und die von ausgezeichnet jesuitischer Spitzfindigkeit strotzt, hebe ich nur Eins hervor; dies ist das Gleichniß mit dem Hause. Wenn ich dies überlese, drängen sich der Fragen und Bemerkungen so viele in stürmischer Eile hervor, daß ich Mühe habe, mit einiger Ordnung darin zu verfahren. Was ist das Haus und wer der Vater? Wollen Sie etwa unsren alleinigen Gesetzgeber, das hohe göttliche Wesen selbst, mit dem irdischen, der Vergänglichkeit anheim gefallenen Vater vergleichen? Seine, so wie Er selbst, unvergänglichen, für die Ewigkeit, bestehenden Gesetze, mit einem von Menschenhänden erbauten, vom Zahne der Zeit nothwendig zu benagenden Werke? Wie kann da eine Besserung nöthig sein sollen? Und wenn eine solche für nöthig von Ihnen erachtet würde, wo könnte sie es mehr, als bei der, Ihrer Obhut anvertrauten Heerde sein? Schauen Sie um sich, blicken Sie in das häusliche und gesellige Leben derer, die Sie so oft anreden, bessern Sie da, ermahnen Sie da zur Ausübung der von vielen mit Füßen getretenen Gebote;
und wenn Sie dann noch über Verbesserung der Gebetsordnung reden,
nun dann kann man wenigstens nicht mit Mißtrauen auf sie blicken, sondern Sie eines Bessern belehren. Aber jetzt, Sie haben die uns von unsren Vätern überlieferten Gebete verstümmelt, und sagen Sie hätten für eine Verbesserung des Judenthums gesorgt? Etwa dadurch, daß Sie die deutsche Sprache bei einigen Gebeten statt der hebräischen einführten? daß Sie das Band, das uns, in Ermangelung eines Vaterlandes, ge-