So gingen Jahre dahin, da traf eines Tages eine Deputation der Prager Gemeinde in Frankfurt ein, welche Rabbi Jesaja Hurwitz das Rabbinat, das Präsidium der jüdischen Gerichtsbarkeit und die Leitung der großen Prager Jeschiba anbot.
Rabbi Jesaja war glücklich über diese Berufung. Es war nicht die Ehre, als Leiter der bedeutendsten Gemeinde der damaligen Zeit berufen zu werden, die ihn beglückte. Er erblickte eine besondere göttliche Fügung darin, daß er gerade nach Böhmen , dem Heimathlande Proßnitzers berufen wurde, wo er am raschesten und sichersten seine Spur ausfinden zu können hoffte.
Demgemäß erklärte Rabbi Jesaja den Sendboten der Prager Gemeinde, daß er für seine Person nicht abgeneigt sei, dem ehrenvollen Rufe Folge zu leisten, und daß er sich glücklich schätze, dieser hohen Auszeichnung von einer so alt-ehrwürdigen Gemeinde gewürdigt zu werden. Doch müsse er zuvor der Zustimmung der Rabbinerin sich versichern und auch den Führern der Frankfurter Gemeinde davon Mittheilung machen, bevor er einen bindenden Entschluß fasse.
»Ihr seid noch bescheidener als Rabbi Elieser ben Asarja,"' erwiederte der Sprecher der Deputation. „Als man Rabbi Elieser ben Asarja die Fürstenwllrde anbot, sagte er, er müsse zuvor sich mit seinen Hausleuten berathen. In Wirklichkeil befragte er aber nur seine Frau, wie im 4. Perek von Berachoth im Talmud erzählt wird. Ihr aber sagt uns sofort, daß Ihr Euere Frau befragen und Euren Entschluß von dem der Rebbezen abhängig machen wollt. Wir haben übrigens gewußt, daß der Geist unserer Weisen auf Euch ruht, und daß Ihr genau nach ihrem Beispiele verfahren werdet. Wir haben