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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Ich Euch benschen? Benscht Ihr mich, möchte ich von Euch bitten, wenn Ihr es nicht schon gethan hättet. Ihr habt mir die Bangigkeit und Hoffnungslosigkeit verscheucht und mich wieder mit der freudigen Zuversicht erfüllt, daß Alles sich noch zum Guten fügen werde, wenn ich auch zur Zeit noch nicht weiß, auf welchem Wege das möglich sein wird. Ihr seid ein Schliach Mizwoh, (Der Vollbringer einer Gottespflicht.) Ihr bedürft keines weiteren Segens."

Als aber Bensew fort und fort drängte, legte der Rab­biner fegnend die Hände auf das Haupt des wackeren Bieder­mannes und erflehte Gottes Beistand für ihn und die Ver­wirklichung der guten Absichten, die ihn erfüllten.

Dann verabschiedeten sich die beiden Männer mit den Worten:Gehe zum Frieden," mit welchen sich Jonathan und David (Samuel 1. Cap. 20. V. 42) trennten.

VI.

Als Bensew allein des Weges dahin ging, hatte er Zeit und Muße, sich die ganze Situation zu vergegenwärtigen. Er hatte einen Plan, der ihm schon im Hause des Rabbiners aufgedämmert war, der ihm aber so abenteuerlich schien, daß er ihn sofort, nachdem er aufgetaucht war, wieder verwarf. Aber als er auf seinem Wege den Gegenstand immer wieder nach allen Seiten erwog und keinen anderen Ausweg fand, erschien ihm das ursprünglich Ungeheuerliche immer ein­leuchtender und schließlich befreundete er sich damit so weit, daß er sich vornahm, seinen Plan jedenfalls dem Pfarrer zu unterbreiten, da ohne dessen Zustimmung und Mitwirkung seine Idee aussichtslos war.