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achtete, mußte finden, daß er irgend etwas auf dem Herzen habe. Aber aufmerksame Beobachter gab es heute Abend in diesem Kreise nicht. Was ihn drückte, war die Ueberlegung, wie es ihm möglich sein werde, sein Bensew gegebenes Versprechen einzulösen. Von amtlichen Angelegenheiten wollte der Minister an solchen Abenden nichts wissen. Hätte Schellenberg den Minister ein Viertelstündchen allein sprechen können, so hätte er seine Sache trotzdem zur Sprache gebracht, aber vor diesen „alten Herren" von einem Dorfjuden anzufangen und gar für ihn eine Audienz zu erwirken, das ging nicht Wohl an. Man mußte also eine paffende Gelegenheit abwarten und dieselbe sofort am Schopfe fassen. Dazu war es nöthig, sich.in unmittelbarer Nähe des Ministers zu postiren.
Dieser saß mit dem Cavallerieoberst von Görne und dem kurfürstlichen Domäneminister von Wättenbach an einem besonderen Tisch und mischte eben die Karten.
»Ich sttze mich heute zu Euch," begann der Herr Prälat näher tretend, „aber nur als stummer Gast, mein Kopf ist heute nicht frei genug fiir's Schach, vielleicht erbarmt sich ein Anderer über den Wüdtke."
„Sehr angenehm, Eminenz, wenn Du zu uns aus Deinen theologischen Höhen herniedersteigst," sagte Hassen- Pflug und stellte an seiner rechten Seite einen Stuhl für ihn zurecht.
„Wenn wir geistlichen Beistand nöthig haben, brauchen wir jetzt nicht weit zu suchen, wenn Du bei uns bist," meinte der Domäneminister.
„Ich werde sofort darum bitten, indem ich Dich ersuche, mir in die Karten zu sehen und mir im Ernstfälle Deinen hoch-