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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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heilvolle Schritt keine anderen nach sich ziehe, das ist, was ich mit Gottes Hilfe und Ihrem Beistand verhindern möchte."

Also seid unbesorgt, ich werde Euch eine Audienz beim Minister erwirken; ich zweifle nicht daran. Morgen früh um acht Uhr findet Euch wieder bei mir ein und dann will ich Euch Nähers mittheilen."

VIII.

In den eleganten Empfangsräumen Sr. Excellenz des kurfürstlich hessischen Ministers von Hassenpslug bewegte sich eine kleine auserlesene Gesellschaft. Es mochten etwa 810 Herren mit ihren Damen zugegen sein. Dieselben hatten eben gemeinschaftlich den Thee genommen und theilten sich nun in kleinere Gruppen. Die Damen mufizirten in dem Müsiksaale, die Herren hatten sich in das Rauchzimmer zurückgezogen und sich um verschiedene kleine Tischchen gruppirt, an welchen ge­spielt wurde.

Der Wirth hat seine feierliche, zugeknöpfte Amtsmiene so vollständig abgelegt, daß man in dem liebenswürdigen, jo­vial dreinschauenden Skatspieler kaum wieder den gestrengen und gefürchteten Herrn Staatsminister erkennen konnte.

Es waren fast ausschließlich Jugend- und Duzfreunde, die sich hier zusammengefunden hatten. Herr Prälat Schellen­berg spielt niemals Karten; er pflegte an solchen Abenden mit dem Herrn Oberappelations-Gerichtspräsidenten von Wudtke eine Partie Schach zu spielen. Der letztere saß schon an seinem Tischchen dazu bereit, aber sein Partner erklärte, daß er heute Abend überhaupt nicht spiele. Wer ihn aufmerksamer beob-