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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Von der Seite habe ich Dich noch gar nicht gekannt/' antwortete der Domäneminister,Du verzapfst wohl heute Menschenliebe, hm?"

Ich habe mich selber nicht von der Seite gekannt, auch über die Juden immer und überall so gedacht, wie Ihr, aber was ich neuerdings erfahren habe, hat mich zu einer ernstlichen Revision meines Urtheils oder Vorurtheils geführt."

Sofort wenn die Partie zu Ende ist, mußt Du uns Dein Judenabenteuer erzählen," sagte der Domäneminister.

Aber es folgte noch ein Spiel und noch ein zweites, es wäre wohl noch manches andere gefolgt, wenn der liebens­würdige Hauswirth nicht daran erinnert hätte, daß man der Eminenz die Geschichte abkaufen müsse, die sie zum besten geben wolle.

Herr Prälat Schellenberg erzählt nun sein erstes Begeg­niß mit Bensew vor zwei Jahren, und er that dies mit so viel Wärme und Geschick, daß, als er geendet, der Oberst v. Görne meinte, einen solchen Juden möchte er auch kennen lernen.

Handelt er vielleicht mit Pferden, dann möchte ich gerne mit ihm in Verbindung kommen, denn die Roßhändler, mit welchen ich verkehre und es sind ausschließlich Christen haben mich schon so oft über's Ohr gehauen, daß ich's einmal mit einem Juden versuchen möchte."

Sagtest Du nicht vorhin," bemerkte Hassenpslug,daß Tu den Juden erst vor wenigen Stunden gesprochen hättest?"

Allerdings sagte ich das, jetzt habe ich den Mann von einer zweiten Seite kennen gelernt, die aber nur unfern Wirth interefsirt. Dir will ich's ein anderes Mal erzählen."