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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Als Jankel hörte, daß man in Krakau für sein Loos 20 oder gar 26 Gulden zahle, da stand es bei ihm fest, daß er es nimmermehr verkaufen wolle. Aber diesen Entschluß theilte er Rabbi Löb Lemberger nicht mit. Diesem sagte er, wie dankbar er ihm für Alles sei, was er ihm da gesagt habe, er wolle nun vor allen Dingen sein Herz von der Last dieses Ge­heimnisses frei machen und seiner Eitel Alles bekennen und dann ihren Rath hören.

Dieses that auch Jankel, wenn auch schweren Herzens. Eitel seufzte tief auf, als sie den Bericht ihres Mannes hörte, und die düsteren Furchen ihrer Stirne wollten auch nicht vor der Botschaft weichen, daß man das Loos jeden Augenblick für vielleicht 26 Gulden verkaufen könne.

Sie blieb, nachdem Jankel geendigt hatte, noch einige Minuten in düsteres Hinbrüten versunken und sah dann ihrem Mann mit Thränen in den Augen in das erregte Antlitz.

Du kannst es mir glauben," so brach sie denn das pein­liche Schweigen,das Loos bringt uns keinen Segen. Wenn man so wie Du, heimlicher Weise mit den sauer erworbenen Kreuzern spielt, die fast unser ganzes Hab und Gut aus­machen, so kann da keine Brocho darin stecken. Wenn wir die drei Gulden verlieren, habe ich keinen Verdruß daran, wenn es Dir zur Lehre dienen wird. Und wenn wir Hunderttausende damit gewinnen, habe ich keine Freude daran, falls Du auf diesem Wege fortfährst, wie ein leichtsinniger Spieler zu handeln. Itzt ist Dir aber jedenfalls Dein Weg vorgeschrieben. Du bringst das Loos zu Rabbi Löb, der soll's nach Krakau schicken und was wir dafür bekommen ist zu Gutem."

Liebe Frau," meinte Jankel,wir wollen über die Sache noch einmal schlafen und morgen unseren Entschluß fassen.