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Gottesdienst Jankel in Rabbi Löb's Schreibstube gestürmt kam mit der Frage, ob sein Loos herausgekommen sei.
Rabbi Lob mußte unwillkürlich erschrecken, als er in den Zügen Jankels die Veränderung gewahrte, welche die jüngsten Wochen bewirkt hatten.
„Habt Ihr schon Kaffee getrunken?" fragte Rabbi Lob leutselig.
Aber Jankel hielt diese Freundlichkeit für eine heuchlerische Maske, mit welcher er auf andere Gedanken gebracht' und von dem Gegenstände abgelenkt werden sollte, der ihn seit drei Wochen früh und spät, im Schlaf und Wachen, beschäftigte. Wer weiß, dachte er bei sich, vielleicht hat er das Geld schon in Händen und will es durch seine Liebenswürdigkeit durch einen billigen Kaufpreis an sich reißen.
Es hätte nicht der Menschenkenntniß eines Rabbi Löb Lemberger bedurft, um aus den finsteren Blicken und tiefgefurchten Mienen Jankel's diesen schwarzen Verdacht heraus- Lulesen.
Er klopfte Jankel treuherzig auf die Schulter und sagte:
„Jankel, Jankel, Ihr seid auf einem falschen, gefährlichen Wege, wenn Ihr Euer Herz an solche Luftschlösser hängt. Ich kann Euch jetzt noch das Loos verkaufen, wenn Ihr die Kosten eines Telegramms vorlegen wollt. Ihr habt heute noch nichts zu Euch genommen; trinkt mit mir ein Schälchen Kaffee und dann könen wir ruhig über die Sache sprechen. Ich meine, fünfundzwanzig Gulden sicher in der Tasche, wäre mehr Werth, als 300 000 Gulden, die Ihr auf natürlichem Weg Euer Lebtag nicht bekommt."
„Ich trinke keinen Kaffee; ich faste heute. Wollt Ihr