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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Phantom geschickt, das alle getäuscht und die gegen sein Volk gerichteten Gesetze dem Feuer übergeben hat.

Wir wollen uns dieser göttlichen Fügung willig beugen und einen Wink darin erblicken, daß Gott diesen Weg, den ich einschlagen wollte, zur Vernichtung seines Volkes nicht billigte."

Damit war die Gefahr, die damals über der gesaMmten russischen Judenheit schwebte, durch Gottes wunderbares Ein­greifen abgewendet.

Diese merkwürdige Begebenheit ist in weite Kreise unserer Glaubensgenoffen in Rußland, Polen und Galizien gedrungen und wird dort allgemein als thatsächlich verbürgt angesehen. Dieser Tage lernte ich in einem Schweizerischen Kurort einen jüdischen Kursremden aus der russisch-galizischen Grenze kennen. Derselbe erzählte mir, daß sein Vater große Güter des Grafen G. gepachtet und verwaltet hatte. Vor mehreren Jahren fragte G. den Vater meines Gewährmanns r Hast Du schon einmal Euren Gott gesehen?"

Nein, wie wäre das auch möglich."

Aber ich habe ihn gesehen, als er in jener Nacht die von uns entworfenen Gesetze gegen die Juden verbrannte."

Graf G. war nämlich der damalige Kriegsminister von Kaiser Nikolaus, der, als er später von seinem Ministerposten zurücktrat, sich der Verwaltung seiner Güter an der öster­reichisch-russischen Grenze widmete.