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Spur seines Aufenthaltes verloren. Jetzt, wo ich die wunderbare Geschichte zum zweiten Male höre, hat es mich mächtig ergriffen, und wenn ich mir auch die Frage stelle, woher hat Herr Don Kirfchsteiner diese Erzählung, so leitet mich dabei nur die Möglichkeit, auf diese Weise den längst Gesuchten vielleicht endlich aufzufinden."
„Ihr seid ein Sohn von Reb Mendel, sein Verdienst möge uns schützen, der in P. viele Jahre ein großes Hopfengeschäft betrieb?" fragte der Wirth erstaunt.
„Der bin ich! Kanntet Ihr meinen Vater?"
„Wer wird Reb Mendel nicht gekannt haben! Mutter, kannten wir ihn?" fragte Herr von Kirschsteiner nach seiner neben ihm sitzenden greisen Gattin gewendet.
Alle Augen richteten sich bei diesem Anlaß dem Großmütterchen, an der Spitze der Tafel, zu. Niemand hatte sie bis jetzt beachtet. Sie hatte ihr weißes Battisttaschentuch vor die Augen gedrückt, um sich, wie alle Anwesenden glaubten, vor dem grellen Gaslicht zu schützen, in Wirklichkeit aber, um die Thronen zu verbergen, die unaufhaltsam ihren Augen entstürzten.
Erschreckt sprangen Alle auf die theure Mütter und Großmutter zu, sie aber wehrte die liebende Besorgniß unter Thränen lächelnd ab.
„Erschreckt nicht, es sind Freudenthränen. Zum ersten Male in feinem Leben hat Euer Vater und Großvater heute Abend mir sein Wort gebrochen. Er hat mir versprochen, unsere Lebensgeschichte niemals ohne meine Einwilligung zu erzählen. Jetzt hat er's doch gethan, nun will ich zur Strafe das ergänzen, was er verschwiegen. Dein Großvater, lieber Wolf.