342
„Me bist Du ein schöner Erzähler, lieber Großvater, von wem hast Du denn die herrliche Geschichte gehört?"
„Gehört habe ich sie von Niemandem," erwiderte der Großvater.
„Dann hast Du sie doch jedenfalls irgendwo gelesen?"
„Auch das nicht. Aber ich muß gestehen, daß mir Deine Complimente über meine schöne Erzählungsgabe fast so Vorkommen, wie die Versicherungen derer, welche, um die Göttlichkeit der Thora mit Anstand leugnen zu können, unseren Lehrer Mofcheh für einen ungewöhnlich großen Mann erklären. Was sie Mofcheh an Größe zusprechen, geschieht auf Kosten der Wahrhaftigkeit und Göttlichkeit seiner Sendung. Du wolltest doch mit Deiner Anerkennung meines Erzählertalentes mir nicht eine Erfindung dieser ganzen Geschichte unterstellen, nachdem ich doch vorausgeschickt habe, daß es sich um eine wirklich vorgekommene Begebenheit handelt?"
„Verzeiht," ergriff einer der beiden armen Gäste das Wort, „wenn ich mich als Fremder in die Unterhaltung mische. Aber Sie werden sofort begreifen, in wie hohem Grade mich die erzählte Geschichte interrssirt. Unser verehrter Wirth bedarf von mir gewiß keiner Bestätigung seiner Angaben, und ich bin auch überzeugt, daß der Herr Enkel mit seiner Bemerkung weit davon entfernt war, in die Worte des Großvaters irgend welchen Zweifel zu setzen. Aber wie Sie mich Hier sehen, bin ich ein Sohn von Reb Mendel, das Gedächtniß des Gerechten werde zum Segen. Er hat uns oft von diesem Vorfall erzählt, und als er in den letzten Jahren seines Lebens fast sein ganzes Vermögen verloren hatte, sagte er mir wiederholt, von Reb Jtzig Wiste er sicher, daß er ihm helfen werde, er hatte aber jede