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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Hauses und die Ruhe seines geliebten Weibes. Er kaufte also kurz nach Jomtos ein Lotterieloos, und was soll ich ENch länger damit aufhalten, nach drei Wochen war es wirklich mit dem höchsten Treffer herausgekommen. Reb Jtzig und seine Frau wurden reiche Leute, aber Niemand außer dem Rabbiner hat von der ganzen Geschichte etwas erfahren. Sie zogen einige Monate später unter denselben ärmlichen Verhältnissen aus dem Dorfe fort in eine entfernte große Stadt.

Reb Jtzig, der kaum seinen Namen schreiben konnte, studirte das großstädtische Geschäftsleben, und sein reger Geist und praktischer Sinn fanden dort bald Mittel und Wege, das gewonnene Geld geschäftlich anzulegen. Er lebt heute noch mit seiner Familie und seinen längst verheiratheten Kindern in dieser Stadt und hat sich seit mehreren Jahren ganz vom Geschäfte zurückgezogen, uni nur für Thora und Mizwoth zu leben.

Das ist die Geschichte, die ich schon seit vielen Jahren mit mir herumtrage und die mir zeigt, was gerade in dem Es- rog für ein hoher Werth liegen muß. Deshalb erscheint mir das, was ich für meinen Esrog ausgebe, nicht als Opfer, son­dern als Einsatz für einen Gewinn, der durch alles Geld und Gut gar nicht aufgewogen werden kann."

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Mit gespannter Aufmerksamkeit hatte der ganze Familienkreis den Worten dieser Erzählung gelauscht und noch nachdem der Erzähler geendet hatte, dauerte die lautlose Stille einige Minuten fort. Der erste, der sie unterbrach, war unser Student.