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Leben ein Rabbiner dazu, Geld zu verleihen, und so die Gesetze des Zinsverbotes praktisch zu erfüllen? Nun hat der Himmel es wunderbar gefügt, daß ich einmal dem Roschha- kohol hundert Gulden leihen und einen so respektablen Zins dafür erlangen konnte. Das fügt sich bei einem Manne meines Standes nicht so leicht; begreift Ihr jetzt meine Freude mit dem Ringe? Es war ein schwacher Abglanz der Freude, wie sie einst in ähnlicher Läge meinen großen Lehrer verklärte."
Von den oben erwähnten beiden jungen Leuten war der eine der Sohn Rabbi Moscheh Sofers, der spätere Rabbiner von Krakau, Rabbi Schimon Sofer. Ihm hat der Vater später den ganzen Vorgang mit dem Roschhakohol mitgetheilt. Auf diesem Wege habe ich die merkwürdige, sonst nicht bekannte wahre Begebenheit erfahren, und sie nun, wo keine der handelnden Personen mehr lebt, weiter erzählt, um sie der Vergessenheit zu entreißen.