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und nichts von dem Nahen der ganzen Gemeinde gemerkt. Als diese aber in das kleine Zimmerchen strömte und den Insassen den ganzen Vorgang erzählte und an diese Erzählung den innigen Dank sür die wunderbare Rettung knüpfte, da schüttelte Aron Nier den Kopf und meinte: Hab ich zu viel getrunken, oder habt Ihr zu viel getrunken? Ich habe ja mit meinen Leuten gar nichts gethan, als was ich jeden Sederabend thue. Rabbaußai verzeiht, was wollt Ihr einen geringen Metzger mit unverdienter Ehre überhäufen und darüber die Ehre Gottes vergessen! Ihr habt ja alle noch keinen Seder gegeben, geht doch um Gotteswillen nach Hanse und erfüllt die Pflicht dieser Nacht, damit auf der Khille keine Versündigung lastet!"
„Ihr habt Recht," sprach Reb Jtzig, „wir werden Eurer Weisung folgen, aber die Schechina ruht doch auf Euch und Eurem Haus, je mehr Ihr es bestreiten möget. Das ist und bleibt eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, die unsere Khille niemals vergessen wird. Gott allein weiß, was aus uns geworden wäre, wenn nicht enigstens einer in der Gemeinde gewesen wäre, der würdig war, daß über ihm und seinem Haus die Herrlichkeit Gottes ruhe. Nach Jvmtof muß die Geschichte in's Memorbuch der Gemeinde zum ewigen Gedächtniß eingetragen werden. — Und so geschah es.
Fünfzig Jahre waren am jüngsten Peßach seit jenem Vorgang verflossen. Aber er lebt im Gedächtniß der Gemeinde U. so frisch, als ob er gestern erfolgt wäre, und an jedem Sederabend wird in jedem Haus das Gedächtniß an den wunderbaren Vorgang auf's neue belebt.
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