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rechtes gethan hat und bereut es, dem wird sofort verziehen; Dein Unrecht war Dir daher gewiß verziehen, schon bevor Du in's Gefängniß abgeführt wurdest. Aber die Weisen gehen noch weiter und lehren im Traktat Berachoth Fol. 12: daß wer mit der Reue noch Scham über das Geschehene verbindet, daß dem Gott nicht nur das eine vorliegende Unrecht, sondern alle Sünden verzeiht. Die Scham, diese treue Botin des erwachten Gewissens, verklärt alle trüben, hinter uns liegenden Punkte, ohne sich auf den einen Fall zu beschränken, der sie geweckt hat. Du hast Deine Reinheit wieder voll erlangt, schon kurz, nachdem Du sie verloren hattest. Danke es Gott, daß er Dir ein so wackeres Weib zur Seite gegeben hat, die Dich in der heißen Stunde der Versuchung nicht straucheln ließ und nimm ohne Bedenken das Geld hin. Keine Seele darf zunächst etwas davon erfahren, daß Du eine so große Summe besitzest und wie Du in ihren Besitz gelangt bist, außer den Dreien, die bereits Kenntniß davon haben, und Deine Frau. Ihre Weisheit hat Dich mit Gottes Hilfe gerettet. Und nun wasche Dir hier Deine Augen aus und gehe zuversichtlich Deiner Zukunft entgegen. Sie wird sich heiterer, als Deine Vergangenheit gestalten; der Heilige, gepriesen sei Er, thut kein solches Wunder umsonst. Ich entbiete Dir für diese Zukunft den Gruß, den die Schnitter Boes entgegenbrachten: „Gott sei mit Dir, Du wackerer Held!" und gehe nun in Frieden!"
Voll innigen Dankes küßte Jessel dem greisen Weisen die Hand und ging, das Herz voll neuen Lebensmuthes, zu den Seinen zurück. Fünfzig Gulden brachte er als den Zehnten dem Domherrn zur Vertheilung an christliche Arme.
Der kluge, menschenfreundliche Greis theilte Jessel mit, er brauche zur Zeit einen neuen Pelz. Wenn Jessel sich einen