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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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enn mir mein vierjähriges Söhnchen die Chanuka- geschichte zum so und so vielten Male erzählt und es versteht darunter nicht ihren historischen Theil, sondern die Art und Weise, wie Chanuka praktisch be­gangen wird wie erst der Chanukaleuchter herbeigeholt und gefüllt, dann Abends Berocho gesagt, angezündet und Moauß Zur gesungen wird, dann lautet der Schlußrefrain der ganzen Darstellung regelmäßig: und nachher wird getreu - delt! So fest hält kein moderner Rabbiner Bäsichen und Talar, Chorgesang und Predigt für integrirende Theile seines Gottesdienstes, als mein kleiner Erzähler von der Kanzel aus, als welche er meine Kniee benützt, das Dogma von der Zu­sammengehörigkeit des Chanuka - Trendel mit der ganzen Chanuka - Mizwah verkündet. Er selber ist wenigstens im Heizen von dem überzeugt, was sein Mund redet, und wehe mir, wenn ich es nicht wäre oder zum Mindesten nicht so thäte.

So saß ich denn auch heute Abend wieder mit meinen Kindern spielend zusammen. Das Trendelchen zog munter schnurrend und summend seine unberechenbaren Kreise, schlug seine noch unberechenbareren Purzelbäume, fiel dann bewußt­los auf die Seite, und alle Augen blitzten mit gespannter Er­wartung auf den Gewinn oder Verlust, die Nieten oder die Treffer, über welche er verfügte, je nachdem ein 2 oder ein ein ^ oder n an die Oberfläche trat. Aber nur zu rasch verflog

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