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die Spielstunde. Der unvermeidliche „Sandmann" kam und umflorte die glänzenden Augen der eifrigen Kleinen. Rasch zählten sie ihren Besitzstand, und sein Wechsel brachte noch einmal Freude und Ernst in die kleine Schaar; aber nur für wenige Augenblicke. Wenn das Hazard - Trendelchen - Spiel eine allzugroße Ungleichheit der Güter geschaffen hatte, dann verfielen die Kleinen auf eine ganz originelle Idee, das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Der vom Glück begünstigte Gewinner schenkte nämlich dem zu kurz Gekommenen wieder so viele Nüsse, als zum Ausgleich des veränderten Besitzstandes nöthig waren — ein Ausweg, auf den die Großen bis jetzt noch nicht verfallen sind, trotzdem sie doch viel mehr über die soziale Frage und ihren heikelsten Punkt, die Ungleichheit des Besitzes^ nachgedacht haben, als die Lockenhäupter meiner Lieben, die eben weniger philosophiren und vielleicht gerade dadurch mehr und bester handeln.
Sie schlafen jetzt schon längst, und ich sitze in vorgerückter Nachtstunde allein bei meinem Trendelchen, das sie vom Tische wegzuräumen vergaßen. Mechanisch gedankenlos, oder vielleicht richtiger gedankenvoll lasse ich dasselbe seine Solotänze aufführen. Wie mir sein Summen und Schnurren und die grotesken Sprünge die Erinnerung an die Zeit wecken, in der ich, selber ein Kind, von meinem Vater in die Geheimnisse der Trendelkunst cinzeführt wurde! Manchmal kommt es mir vor, als ob das ganze menschliche Leben nichts als ein großes Trendelspiel wäre, in welchem wir große Kmdrr um Geld, Ehre, Genuß und andere taube Nüsse uns echauffiren, bis der Sandmann kommt und uns schlasengshen heißt. Und die großen Kinder gehen noch weniger gern schlafen, als die Kleinen, und wie diese ihre Nüsse, so zählen jene ihre Siebensachen, die sie er-