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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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würfelt und erhastet haben, treffen letztwillige Bestimmungen darüber mit einem Ernst und einer Wichtigkeit, als ob es dies­seits und jenseits nichts werthvolleres gäbe, als Nüsse oder silberne oder goldene Spielmarken, die sie Geld nennen, weil sie ihnen alles gelten.

Mehr noch als diese allgemein-menschlichen Beziehungen regen die jüdischen Buchstaben aber den Gedanken an die Ver­körperung jüdischer Verhältnisse an, welche mein Trendelchen mit seltener Treue iu uuos repräsentirt. Wie hier die Z und n und so stehen draußen im Leben die Ganzen, die Halben und die Nullen sich in diametralem Gegensätze gegenüber. Das Kriterium für die Prüfung ihres inneren Wertstes ist der Ein­satz, das Opfer und die Hingebung, womit sie für ihre Ueber- zeugung eintreten, ist das große, vielköpfige p, das bei Allen seine Forderung geltend macht. So lange mein Trendelchen in geflügeltem Rundtanze dahinwirbelt, tritt keiner seiner Gegen­sätze zu Tage, erscheinen alle Seiten gleich. Es bekommt erst Farbe, wenn der Dauerlauf seinem Ende naht und die unauf­haltsame Bewegung zur Ruhe kommt. Aehnlich geht es im Leben der Einzelnen und besonders ganzer Parteien. Die Leute, welche unsere verschiedenen Parteien und Richtungen be­dauern und das Ideal ihrer Wünsche in einer einheitlichen, gleichmäßigen Schablone erblicken, nach welcher sich alle in dem­selben Takt drehen sollen, kommen mir wie Kinder vor, die zwar an dem kreisenden Trendelchen ihre kindische Freude haben, aber immer zittern, wenn nun wirklich die Entscheidung folgt und die eine oder andere Seite obenauf zu stehen kommt. Gewiß sind die Nullen und die immer neu geforderten Ein­sätze Keinem sympathisch, aber was wäre ein Trendelchen ohne ^ oder ein armseliges, unvollkommenes Geschöpf! Gerade