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der Schatten läßt durch seinen Gegensatz erst das Licht hervortreten, ohne die Möglichkeit leerer Nieten gäbe es keine Freude mit vollen Treffern, und an der Halbheit der Halben findet die Ganzheit der Ganzen erst ihre volle Würdigung. So hebt mich mein Trendelspiel zu der Höhe jener Anschauung, welche durch den Blick auf die Zustände in ihrer Totalität uns gegen die einzelnen Mängel und Schäden milder und toleranter stimmt. Es ist dies die Anschauung, welche unsere Weisen — gesegnet sei ihr Andenken — in die Aussprüche niedergelegt haben:
„R. Schimeon den Lakisch lehrte: Das jüdische Volk gleicht einem Weinstocke. Die Ranken entsprechen den Familienvätern, die Trauben den Thorakundigen, die Blätter den Unkundigen, die Heerlinge den ganzen Leeren in Israel. Das ist der Sinn jener Mahnung aus dem heiligen Lande: Die Trauben mögen für die Blätter das Erbarmen des Himmels erbitten, denn ohne Blätter können sich die Trauben nicht halten." (Chulim 92 a) — „Rabbi Chana bar Bisna lehrte im Namen von Rabbi Schimeon Chasida: „Jedes Fasten, das nicht die Abgefallenen Israels in sich schließt, verdient diesen Namen nicht, denn das Chelbana hatte einm schlechten Geruch und doch zählt es die Schrift unter den Kräutern des Räucherwerks auf." (Kerithot 6 d.) — „Zwei der vier Lulab-Pflanzen tragen Früchte, zwei sind unfruchtbar. Die fruchttragenden sollen sich mit den unfruchtbaren, die unfruchtbaren mit den fruchttragenden verbinden, und die Pflicht wird nur erfüllt, wenn sie alle einen Bund bilden. So kann auch Israel das göttlich« Wohlgefallen nur in einm Bund vereinigt erstreben, nach-dem Prophetenwort: Er baut im Himmel seine Stufen, aber' auf > Erden hat er seinen Bund gegründet. — Zu