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also gar nicht gegen das Gesetz, wenn man dieses thue und jenes lasse, so steht dieser raffinirte Trug, der die Wahrheit verdreht, in viel schärferem Gegensatz zu derselben, als die Leugnung, welche sich skrupellos von ihr vollständig emancipirt. Ich weiß wohl, daß unsere modernen Weisen dieser ganzen Anschauung nicht hold sind, aber sie darf sich mit dem Beifall unserer bewährten alten Weisen trösten, die ihr jederzeit das Wort geredet haben. Sie sagen, wenn eine Lüge Bestand haben soll, so muß sie eine Beimischung von Wahrheit haben (Sota 36 a). Sie haben uns die Mahnung, welche König Jannäus an seine Gemahlin richtete, erhalten: „Fürchte nicht die Frommen und nicht die Nichtfrommen, aber die Gefärbten fürchte, welche den Schein der Frommen annehmen, die wie Simri leben und dabei wie Pinchas belohnt sein möchten.'' (Sota 22 b.)
Ich lebe der festen Ueberzeugung, daß diese Ketzereien noch einmal Geltung erhalten werden und präge sie daher meinem Trendelchen und meinen Kindern ein. Sie sollen spielend den Ernst des Lebens lernen, damit sie nicht die große Zahl derer vermehren, die den Lebensernst als ein gedankenloses Spiel betreiben. Vielleicht ist es ihnen vergönnt, die Zeit zu erleben, in welcher es keine Ganzen mehr gicbt, denen Halbe und Nullen gegensätzlich gegenüberstehen, in welcher dann unsere Trendelchen-Jnitialen die gewöhnliche Deutung gegen die ursprüngliche vertauschen, um dieses neue Wunder mit den alten Zeichen zu feiern:
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