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heute Morgen zu beten anfing, vor dem Herrn der Welt, der als König waltete, bevor noch ein Geschöpf erschaffen war, sagte er sich bereits, daß er diese Worte nicht beten dürfe, ohne sich einer Blasphemie schuldig zu machen. Sein Herr war Er ja nicht mehr, er hatte ihm längst den Gehorsam versagt und sich in Trotz und Dünkel gegen Sein Gesetz aufgelehnt. Als der Segensspruch ihm über die Lippen gleiten wollte, der Gott als Denjenigen feiert, welcher uns durch Seine Gebote geheiligt hat und uns zur lauteren Erhebung der Hände verpflichtet, siel sein starrer Blick auf die sündigen Hände, die sich an dem Gut des Brodherrn vergriffen hatten. Als er den Preis Gottes verkünden sollte, der den menschlichen Körper mit so wunderbarer Weisheit gebildet hatte, erstarb ihm das Wort aus der Zunge vor dem Gedanken, daß er die Offenbarung Gottes, die der Körper des Menschen verkündet, zur greisenhaften Ruine verunstaltet hatte. Wie hätte er denn auch Gott für die Thora der Wahrheit danken können, die er doch auf Schritt und Tritt mit Füßen getreten hatte! Mit dieser Thora hatte Gott ewiges Leben in unsere Reihen gepflanzt, und er steht da mit dem Keim des Todes im Herzen, weil er ihr keck den Rücken gewandt hat.
W7, nwnv '3 NE « „Mein Gott, die Seele, die Du mir gegeben hast, ist rein!" O, sie ist nicht mehr rein, Vater, Gütiger, gib mir meine Reinheit wieder!
Aber Gott giebt diese Reinheit nur demjenigen, der sie sich im Kamvf gegen Leidenschaft und Sünde verdient. Ich aber kann diesen Kampf nicht mehr kämpfen, ich bin siech, bin schwach, bin ein gebrochener Greis!
So hatte er den ganzen Tag vor Gott gerungen, als wir ihn in sich versunken an jene Säule gelehnt, in der NeNastunde
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