Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 43, Blatt 10 [Neue Nr. 3137] (1895) Werben : geologische Karte / geognostisch und agronomisch bearb. durch H. Gruner 1886
Entstehung
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9 Analytisches.

bar ist oder dass ein Boden genügende Mengen Stickstoff enthält und ungeachtet dessen Beigaben von Chilesalpeter für gewisse Pflanzen hoch verwerthet. Es hat dies seinen Grund darin, dass es bisher nicht gelungen ist, die im Boden enthaltenen leichter löslichen Pflanzennährstoffe, welche der Pflanze während der kurzen Vege­tationsperiode sofort zur Verfügung stehen, von den schwerer lös­lichen zu trennen. Behandelt man zu diesem Zwecke den Boden mit zunehmend kräftig wirkenden Lösungsmitteln, so lassen sich aus den in Lösung übergeführten Nährstoffmengen keine grossen Schlussfolgerungen ziehen, weil die Stoffaufnahme seitens der Pflanzen nicht die gleiche ist, sondern von der jeweiligen Eigenart ihres Wurzelsystems abhängt!). Im Uebrigen ist es nicht gleich­gültig, in welcher Form die Nährstoffe im Boden verbreitet sind. So wird z. B. ein kalizeolithreicher Boden den Pflanzen in kürzerer Zeit eine grössere Kalimenge zuführen können als ein feldspath­reicher Boden, in welchem das Kali in schwerer aufnahmefähiger Form vorhanden ist. Das Gleiche lässt sich vom Stickstoff sagen, welcher in sauren Humusbodenarten für die Pflanzen nicht assimi­lirbar ist und erst durch Kalkzufuhr diesen zum Nährstoff wird.

Aus Vorstehendem ergiebt sich, dass die chemische Analyse allein für die Beurtheilung des Bodens nicht genügt, es wird die­selbe jedoch grössere Dienste leisten, wenn sie mit der mechanischen und gewissen physikalischen Untersuchungen, sowie mit geognosti­schen Bestimmungen in Verbindung steht. Leider sind die zur Zeit in Anwendung kommenden Methoden dieser Analysen noch sehr um­ständlich, was aber nicht abhalten darf den betretenen Weg weiter zu verfolgen und wird es immer eine sehr dankenswerthe Aufgabe für die geologische Landesuntersuchung sein, der Bodenanalyse weiter volle Aufmerksamkeit zu schenken, sie mehr und mehr aus­zubauen bezw. Methoden zu ermitteln, welche schneller zum Ziele

!) In dieser Hinsicht sagt P. Wagner(Einige praktisch wichtige Düngungs­fragen S. 67):»es ist anzunehmen möglich, dass eine viel Nährstoffe bedürfende Pflanze zugleich auch eine hervorragend. grosse Fähigkeit hat, selbst die schwerer löslichen oder in sehr verdünntem Zustande im Boden enthaltenden Verbindungen verhältnissmässig leicht aufzunehmen und der Zufuhr leichtlöslicher Verbindungen nicht in dem Maasse bedarf als eine Pflanze, deren Nährstoff bedürfniss ein ge­ringeres ist«,