Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 45, Blatt 18 [Neue Nr. 3251] (1908) Neu-Lewin / geognostisch und agrnomisch bearb. durch C. Gagel
Entstehung
Seite
4
Einzelbild herunterladen

4 Oberflächenformen und geologischer Bau des weiteren Gebietes

und an nicht viel zahlreicheren Stellen treten kleine, in dieser fast vollständig horizontalen Landschaft aber doch schon recht bemerk­bare und von den Bruchbewohnern in wunderlicher Übertreibung * Berge genannte Erhöhungen hervor,.deren höchste sich bis zu 8,2 m über N.-N. erhebt. Es sind dies alles alte Sandbänke, die sich zum Teil noch als solche aus.der umgebenden Schlickland­schaft herausheben, zum Teil später mit einer dünnen Schlick­decke überzogen sind, dann aber doch noch durch den sehr viel weniger üppigen Pflanzenwuchs ihren unfruchtbaren Kern verraten.

Der Normalwasserspiegel der Oder liegt bei ihrem Eintritt auf das Blatt bei 5,3 m bei ihrem Austritt bei 4,3 m über N.-N. also nur sehr wenig unter der Oberfläche der eingedeichten Niederung, sodaß bei jedem Hochwassser der Oderspiegel sich mehr oder weniger über die Oberfläche des Bruches erhebt.

Da nun der die Oberfläche des Bruches bildende Schlick­boden stellenweise nur eine sehr dünne Schicht über dem darunter liegenden Sande bildet und auch wegen der an vielen Stellen in ihm eingeschalteten Sandschichten durchaus nicht vollständig wasserundurchlässig ist, so ist die Folge dieser jetzt immer häufiger werdenden und in nassen Jahren für längere Zeit an­haltenden Hochwasserstände, daß durch den hydrostatischen Druck der Oder das Wasser unter den Deichen durchgedrückt wird und die in der Nähe der Deiche gelegenen Landstrecken mehr oder weniger unter Wasser setzt oder so durchtränkt,"daß sie nicht beackert werden können oder die darauf stehenden Saaten verderben. Da nun das allgemeine Gefälle der Bruch­oberfläche ein kaum merkliches ist, so verläuft dieses unter den Deichen durchgedrückte Wasser.natürlich nur sehr langsam und ist lange, nachdem das eigentliche Hochwasser schon vorbei ist, noch bemerklich. Außerdem wird durch diesen hydrostatischen Druck der Oderhochwasser der allgemeine Grundwasserspiegel so heräufgerückt, daß sich jedes länger anhaltende Hochwasser viel weiter landeinwärts bemerklich macht als das eigentliche Druckwasser reicht, und bei sehr nassen Jahren soll dieses Hinaufrücken des Grundwasserspiegels bis über 2, km von der Oder sich fühlbar machen.