Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 29, Blatt 49 [Neue Nr. 2852] (1898) Fiddichow : geologische Karte / geognostisch u. agronomisch bearb. durch G. Müller 1892/93
Entstehung
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Geognostisches, 7

Im Allgemeinen scheint die Oberfläche des Unteren Geschiebe­mergels ziemlich eben zu sein, wie die schönen Aufschlüsse am Oderufer zeigen, wenn auch hin und wieder sattelförmige Auf­pressungen vorkommen, die ihrerseits wieder durch einen senkrecht zur Sattelaxe gerichteten Schub überkippt sein können, wie dies zwischen dem Grossen und Kleinen Fliess südlich Fiddichow zu sehen ist. Durch diesen Druck haben hier die ursprünglich ungeschich­teten Bildungen ein geschichtetes Gefüge erhalten. In einer Lehm­grube bei Marwitz am Wege zum Heide-Berge findet sich ein Unterer Mergel aufgeschlossen, der oben die gewöhnliche gelbbraune Farbe hat, während er unter einer Bank von grossen Geschieben eine hellgelbe Färbung und gleichzeitig ein geschichtetes Gefüge annimmt.

Nirgends, mit Ausnahme der in ihm angelegten Gruben und in den von der Oder freigelegten Profilen, tritt der Untere Mergel als solcher, d. h. als eine kalkhaltige, thonige, mit viel Sand und kleinen und grossen Geschieben innig durchmengte Bildung zu Tage. Vielmehr ist er überall mit einer Verwitterungsrinde bedeckt, deren untere Grenze meist wellig auf- und absteigt. Diese Ver­witterungsrinde, entstanden durch die Jahrtausende dauernde Ein­wirkung der Atmosphärilien, besteht zu unterst aus einem. sandigen Lehme, der sich vom eigentlichen Mergel durch den völligen Mangel an kohlensaurem Kalke und durch die dadurch bedingte ver­schiedene Färbung unterscheidet. Während der Mergel nämlich in Folge seines 812 pCt. betragenden Gehaltes au fein vertheiltem Kalke eine gelbliche hellere Farbe besitzt, ist der Lehm dunkler braun gefärbt. Ueber dem Lehm liegt der eigentliche Ackerboden, ein lehmiger bis schwach lehmiger Sand, in einer Schicht von wechselnder Stärke. In ihm treten die thonigen Theile gegenüber den sandigen ausserordentlich zurück. Der oberste, durch den Pflug jährlich wieder umgelagerte Theil der Ackerkrume unter­scheidet sich noch durch etwas dunklere Farbe, die von einem fein vertheilten Humusgehalt herrührt.

An dem der Erosionswirkung am meisten ausgesetzt gewesenen östlichen Oderufer sind vielfach auch die geschichteten, unterdilu­vialen Ablagerungen blossgelegt worden.