Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 20 [Neue Nr. 3353] (1908) Quartschen : [geologische Karte] / geognostisch und agronomisch bearb. durch H. Schroeder und Th. Woelfer
Entstehung
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22 Bodenbeschaffenheit

im einzelnen wellig auf und ab, wie dies bei einem So ge­mengten Gesteine, wie dem Geschiebemergel, nicht anders zu erwarten ist.

Auf ebenen Flächen wird man als Ackerboden des gewöhn­lichen Geschiebemergels einen einheitlichen lehmigen bis lehmigen Sandboden antreffen, der durch die Beackerung und verweste Pflanzenstoffe mehr oder weniger humos geworden ist. Ein anderes Bild gewährt der Boden, wenn die Oberfläche wellig oder stark bewegt wird. An den Gehängen führen die Regen­und Schneeschmelzwasser jahraus Jahrein Teile der Ackerkrume abwärts und häufen sie am Fuße des Gehänges und in den Senken an. So kann. die Decke lehmigen Sandes über dem Lehme auf den Höhen bis auf Null verringert, anderseits in den Senken bis auf mehr als einen Meter erhöht werden. Ja es kann sogar auf diese Weise der Lehm völlig entfernt und der Mergel frei gelegt werden. Ein solches Gebiet bietet schon in der Färbung des Bodens ein sehr mannigfaltiges Bild, das namentlich bei frisch gepflügtem Acker sehr deutlich wird. Auf den Kuppen auch ganz kleiner Bodenanschwellungen ist der helle Mergelboden?) sichtbar, umgeben von einem Ringe braunen Lehmes, während der untere Teil der Gehänge die mehr asch­graue Farbe des lehmigen Sandes aufweist. Ihrer chemischen und physikalischen Natur nach durchaus verschieden, sind diese Bodenarten natürlich landwirtschaftlich sehr ungleichwertig; ihr scheinbar regelloses Auftreten in vielfachem Wechsel nebenein­ander selbst innerhalbkleiner Flächen ist ein bedeutendes Hindernis für die rationelle Bewirtschaftung, deren Bestreben es sein muß, die verschiedenen Verwitterungsböden des Mergels allmählig in einen humosen lehmigen Sand überzuführen.

Ein zweiter Grund für den überaus schnellen Wechsel im Werte des lehmigen Bodens ist die große Verschiedenheit in seiner Humifizierung; die zum Teil auch mit der Zerrissenheit der Oberfläche zusammenhängt; ebenso wie die lehmig-sandigen

') Die Mergelkuppen sind als sogenannte Brandstellen dem Landwirt wohl­bekannt und können ausgespart und für einzelne Leguminosen, zum Beispiel Esparsette und Luzerne, verwertet werden. Als Brandstellen werden aber ferner auch kleine Sandkuppen bezeichnet, die als Durchragungen in den Geschiebe­mergelflächen auftreten.