Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 25 [Neue Nr. 3452] (1903) Seelow / geognostisch und agronomisch bearb. durch C. Gagel, K. Keilhack, G. Müller, H. Schroeder und O. Tietze
Entstehung
Seite
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32 Bodenbeschaffenheit,

regelmäßige Pflügen des Bodens. Innerhalb der durch diese mannigfachen Einflüsse erzeugten Ackerkrume des Geschiebe­mergels kann man in den regelmäßig zu Ackerbau verwendeten Flächen dann gewöhnlich noch eine oberste Schicht unterscheiden, die mit der Pflugtiefe im allgemeinen zusammenfällt und sich durch eine stärkere Humifizierung infolge der Düngung von der darunter liegenden unterscheidet. Es grenzen sich also von unten nach oben in einem vollständigen Profile des Geschiebe­mergels folgende Schichten ab: dunkler Mergel, heller Mergel, Lehm, lehmiger Sand und mehr oder weniger humoser lehmiger Sand. Die Grenzen zwischen diesen einzelnen Verwitterungs­bildungen verlaufen, abgesehen von der obersten, keineswegs horizontal, sondern infolge der so außerordentlich mannigfaltigen Zusammensetzung des Geschiebemergels in wellig auf- und ab­steigenden Flächen, und zwar so, daß die oberen Bildungen oft­mals zapfenartig tief in die unteren hineingreifen.

Es ist nicht leicht, sich eine Vorstellung von dem außer­ordentlich kurzen Wechsel des Wertes des Bodens innerhalb der Geschiebelehmflächen zu machen, besonders da, wo kein mächtiger Sand, sondern nur die Verwitterungsrinde den Lehm bedeckt. Dieselbe ist zunächst von sehr. schwankender Mächtig­

keit. An den Gehängen führen die Regen- und Schneeschmelz­

wasser jahraus jahrein Teile der Ackerkrume abwärts und häufen sie am Fusse des Gehänges an. So kann die Decke lehmigen Sandes über dem Lehme einerseits bis auf Null reduziert, anderer­seits bis auf mehr als einen Meter erhöht werden. Ja es kann sogar auf diese Weise auch der Lehm völlig entfernt und der Mergel freigelegt werden. Solche blanken Lehm- und Mergel­stellen, die besonders an den Gehängen des Oderbruches sich finden und auf frisch gepflügtem Lande durch ihre Färbung sehr deutlich hervortreten, sind nichts weniger als ein Vorteil für den Boden. Wegen der Unwirksamkeit des Düngers, der hier schnellverbrennt, das heißt unwirksam ist, werden sie Brandstellen genannt. Ein zweiter Grund für den überaus schnellen Wechsel im Werte und in der Ertragsfähigkeit des Bodens ist die große Verschiedenheit in der Humifizierung des­selben. Besonders wenn der Acker frisch gepflügt ist, kann