Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 26 [Neue Nr. 3453] (1903) Küstrin / geognostisch und agronomisch bearb. durch K. Keilhack, O. v. Linstow, O. Tietze und Th. Woelfer
Entstehung
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292 Bodenbeschaffenheit.

erfolgen kann, als in Böden von durchschnittlich bedeutenderer Korngröße. Diesen Vorzügen stehen aber einige Nachteile gegen­über. Der erste besteht in der großen Zähigkeit des Bodens, welche besonders bei nasser Witterung eine Bestellung sehr er­schwert und einen großen Aufwand von Arbeitskraft verlangt. In der trockenen Jahreszeit dagegen ist dieser Reichtum des Bodens an Ton die Schuld, daß lange und tiefe Risse im Boden entstehen, durch die nicht nur die Pflanzenwurzeln beschädigt, sondern etwaige Niederschläge auch sehr schnell in den Unter­grund abgeführt werden, ohne den dürstenden Pflanzen einige Erholung gebracht zu haben. An manchen Stellen ist durch stagnierende Wasser eine Ausscheidung der in ihnen enthaltenen Kisensalze in Form von Eisenocker erfolgt, was ebenfalls eine Verschlechterung der Ackerkrume zum Gefolge haben kann. Vor allem leidet aber der ganze Boden des Oderbruchs unter dem sehr flachen Grundwasserstand. Jede Erhöhung des Wasser­standes der Oder läßt das Grundwasser außerhalb der Deiche auch ansteigen und oft in solchem Maße, daß das Grundwasser über die Felder austritt und die Saaten ersäuft.

Bei den fettesten Ausbildungsformen dieses Odertons findet eine eigentliche Bodenbildung nicht statt; die Ackerkrume unter­scheidet sich vielmehr von dem tieferen Untergrunde nur durch eine gewisse, seit dem Ende der Schlickbildung erfolgte Humi­fizierung, ist aber im übrigen ebenso fett und tonig wie ihr Untergrund. Die Frühjahrsbestellung in diesen Böden wäre außerordentlich erschwert, wenn dieselben nicht die Eigenschaft besässen, unter der Einwirkung des winterlichen. Frostes zu einem ganz feinen, gleichsam gesiebten Tongruß zu zerfallen, welcher sich bei trockener Witterung verhältnismäßig leicht be­arbeiten läßt. Wo dagegen der Schlick etwas reicher an Sand ist, findet eine Ackerkrumebildung in der Weise statt, daß in der obersten Schichtdie tonigen Bestandteile zum Teil fort­geführt und die sandigen angereichert werden, so daß ein lockerer Boden entsteht, welcher dem später zu besprechenden lehmigen Boden des Geschiebemergels nahe steht. Solche Flächen finden sich besonders in der Umgebung der durch den Schlick hindurch­ragenden Inseln von älteren F lußsanden; sie haben aber oft den