Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 16 [Neue Nr. 3255] (1905) Massin / geognostisch und agronomisch bearb. durch J. Korn
Entstehung
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Bodenbeschaffenheit. 25

wittertem Zustande stets kalkhaltig und durch diesen Kalk­gehalt und seinen Reichtum an tonigen Teilen sowie an Alkalien (namentlich Kali ) und Phosphorsäure ein ausgezeichneter Acker­boden und ein vorzügliches Meliorationsmittel für ärmere Böden. Infolge der Verwitterung durch die Einwirkung der Luft und der Niederschläge verliert er den größten Teil seines Kalk­gehaltes und geht in Geschiebelehm über, der fast kalkfrei, aber reich an tonigen Teilen ist und seinerseits bei genügendem Sand­gehalt wieder infolge weiterer Verwitterung zu lehmigem Sande werden kann, dessen Tongehalt dann 4 pCt. selten zu über­steigen pflegt. Diese Verwitterung des Geschiebemergels geht einmal in der Weise vor sich, daß die Tagewasser, die stets etwas Kohlensäure führen, dadurch befähigt werden, den kohlen­sauren Kalk als Bikarbonat in Lösung zu bringen. Beim weiteren Versickern der Wasser im Boden wird infolgedessen der kohlensaure Kalk in die Tiefe geführt; der Verlust der Ackerkrume beläuft sich auf den Hektar nach den Untersuchungen von Lawes und Gilbert jährlich auf 500 kg Kalkerde(Ca O0).

Ein zweiter Vorgang bei der Verwitterung ist die Oxydation, vermöge deren die den unverwitterten Mergel grau färbenden Eisenoxydulverbindungen zum Teil in Eisenoxydhydrat umge­wandelt werden, wodurch zunächst eine gelbliche Färbung des Mergels hervorgerufen wird. Bei weiterer Oxydation, die mit der Entkalkung Hand in Hand geht, tritt dann die braune bis rote Farbe des Lehms auf. Gleichzeitig mit diesen Vorgängen spielt sich in der Verwitterungsrinde eine Reihe von Zersetzungen, namentlich der Silikate, ab, deren schließliches Ergebnis die Ent­stehung der Bodenkrume ist.

Die Oxydation erfolgt im allgemeinen auf den Höhen schneller als in den Senken, wo der höhere Stand des Grund­wassers die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft usw. erschwert und verlangsamt.

Die lehmige Verwitterungsrinde des Geschiebemergels, die auf dem Blattgebiete eine durchschnittliche Mächtigkeit ‚von etwa 1!/, m hat. bedeckt ihn nun keineswegs gleichmäßig; viel­mehr greift sie unregelmäßig wellen- und zapfenförmig in die unverwitterten Teile ein, wie man das in jeder größeren Mergel­