Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 46, Blatt 40 [Neue Nr. 3655] (1905) Reppen / geognost. und agronom. bearb. durch K. Keilhack
Entstehung
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Bodenbeschaffenheit. 29

in den Boden hinein, und nur an solchen Stellen, wo Auf­schlüsse bis zu dieser Tiefe hinabreichen, kann man den unver­änderten blauen Mergel beobachten, wie zum Beispiel in der tiefen Schlucht nordwestlich vom Burgwalle.

Der zweite, sehr viel wichtigere Vorgang der Verwitterung im Geschiebemergel besteht in der Auflösung und Entfernung der ursprünglich bis an die Oberfläche im Geschiebemergel vor­handen gewesenen kohlensauren Verbindungen der Kalkerde und Magnesia. Das Wasser, welches als Regen und Schnee auf den Boden niederfällt, ist beladen mit einer gewissen Menge von Kohlensäure. Dieselbe wird noch vermehrt durch die in der obersten Bodenschicht aus der Verwesung pflanzlicher Reste hervorgehenden Kohlensäuremengen, so daß das in den Boden eindringende Wasser bis zu einem gewissen Grade mit diesen und gelegentlich auch mit Humussäuren angereichert wird. Dadurch gewinnt dieses Wasser die Fähigkeit, Kalksteine anzu­greifen und teilweise in Lösung überzuführen, da der kohlen­saure Kalk in kohlensäurehaltigem Wasser in einer gewissen Menge löslich ist. Durch diesen Prozeß wird von oben nach unten millimeterweise der kohlensaure Kalk beseitigt, gleich­gültig, ob derselbe in Form von feinstem Kalkstaub oder von kleinen und größeren Kalksteinen im Boden vorhanden ist. Gleichzeitig mit der Entfernung des Kalkes geht eine Ver­färbung des Bodens vor sich, die zum Teil wahrscheinlich auf der rotbraunen Färbung der Rückstände der aufgelösten Kalk­steine beruht. So entsteht aus dem hellen gelblichen Mergel ein rotbrauner, völlig kalkfreier Lehm. Der gelöste Kalk geht mit dem Wasser in die Tiefe und wandert mit dem Grund­wasser solange, bis er wieder an die Oberfläche kommt und dort entweder als Wiesenkalk oder Kalktuff abgesetzt oder in Lösung mit den Flüssen dem Meere zugeführt wird.

Der Entkalkungsvorgang greift nicht soweit in die Tiefe wie die Oxydation, hat aber auf unserem Blatte doch in den meisten Fällen die oberen 11' Meter des Geschiebemergels ergriffen.

Der wichtigste Umwandlungsvorgang ist nun der dritte, derjenige, durch welchen der zähe Lehm in lockeren, lehmigen