Teil eines Werkes 
Gradabteilung 44, Blatt 56 = [Neue Nr. 3941] (1906) Klepzig / geogn. und agronom. bearb. durch K. Keilhack und O. von Linstow
Entstehung
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Die geologischen Verhältnisse des Blattes. 9

Hochfläche außerordentlich wasserarm und die zahllosen Rinnen und Schluchten, welche sie durchfurchen, verdanken ihre Ent­stehung nicht regelmäßig fließenden Gewässern, sondern entweder den Schmelzwässern der Eiszeit oder den heute noch periodisch fließenden Wassermassen, welche erzeugt werden, wenn die Schneeschmelze auf gefrorenem Boden eintritt, oder wenn ge­waltige Gewitterregen in kurzer Zeit der Oberfläche enorme Wassermengen zuführen. Auch wurde auf diese Weise wahr­scheinlich eine große Anzahl der in der Eiszeit erzeugten Täler und Rinnen bis in die neueste Zeit hinein umgewandelt und durch Entstehung enger jung-alluvialer Erosionsrinnen in ihnen die Bildung der sogenannten Rummeln herbeigeführt. Es sind das steilwandige, 510 m tief eingeschnittene Schluchten und Runsen, deren Boden gewöhnlich mit grob-steinigen Aus­waschungsrückständen bedeckt ist und in denen man nur an wenigen Tagen im Jahre Wasser fließen sieht. Diese Rummeln sind es vor allen Dingen, welche der hochgelegenen Südhälfte des Blattes in der Gegend von Lotzschke und Garrey einen eigentümlichen Landschafts-Charakter verleihen.

An dem geologischen Aufbau unseres Blattes nehmen ganz ausschließlich Schichten des Quartärs teil. Wir gliedern sie in diluviale und alluviale und verstehen unter ersteren alle Bildungen, welche direkt oder indirekt dem Inlandeise der Diluvialzeit ihre Entstehung verdanken(Glazialbildungen) oder zwischen zwei Eiszeiten entstanden sind(Interglazialbildungen); unter letzteren alle, die nach dem vollständigen Verschwinden des letzten Inlandeises entstanden und deren Bildung noch heute vor unseren Augen vor sich geht, oder ohne Eingreifen des Menschen wenigstens noch vor sich gehen könnte.

Das Diluvium.

Das Diluvium nimmt den Löwenanteil an dem Aufbau unseres Blattes für sich in Anspruch, und zwar sind ‚es ganz überwiegend glaziale Bildungen, das heißt solche, die direkt oder indirekt dem Inlandeise in der Diluvialzeit ihre Entstehung verdanken. Nur ganz untergeordnet finden sich in der Nordost­