B. Geologischer Bau
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Eine auffällige Erscheinung innerhalb der Grundmoränenland- schaft ist das zahlreiche Auftreten von unregelmäßig, z. T. trichterförmig gestalteten Vertiefungen, die entweder vermoort oder von Abschlämmassen erfüllt sind. Diese Vertiefungen bezeichnen wir als Sölle. Ihre Entstehung ist derart zu erklären, daß kleine Blöcke von Toteis innerhalb des sich niedersetzenden Materials liegen blieben, die nach dem endgültigen Abtauen Hohlräume bildeten, ein Nachstürzen der darauf liegenden Massen verursachten und so die genannten Hohlformen schufen.
Die südost-nordwestlich gerichteten Täler und Rinnenseen unserer Blattgebiete erscheinen in der Hauptsache als subglazial angelegte Spaltentäler, die mehr oder weniger senkrecht zu der Endmoräne verlaufen (s. Abb. 1). Diese Täler entwässerten zu der Zeit, als das Gebiet noch mit Eis bedeckt war, nach Südosten. In ihnen flossen die Schmelzwässer in das Vorland des Gletschers. Heute ist durch Erosion und möglicherweise auch durch tektonische Vorgänge eine Umkehr des Gefälles eingetreten. Die Talzüge entwässern nach Nordwesten. Höhere einstige Wasserstände markieren sich an den Talhängen durch Abrasionsterrassen (diluviale Uferlinien) und haben an vielen Stellen zur Ablagerung jungdiluvialer Talsande und Taltone geführt.
Im engsten Zusammenhang mit der Bildung der Täler und vor allem der Rinnenseen stehen die sog. Oser, langgestreckte, wallartige Rücken, die in ihrem Kern häufig aus geschichteten Sanden, Kiesen und Geröllen bestehen, die durch Ablagerungen subglazialer Schmelzwässer in Eisspalten entstanden sind.
Der oft parallele Verlauf der Oser zu den Tälern und Rinnenseen läßt vermuten, daß die Bildung der Oser mit der Entstehung der subglazialen Täler in ursächlichem Zusammenhang steht. „Solange eine Schmelzwasserrinne von den Wassern noch benützt wurde, konnte das subglaziale Gewölbe durch das Wasser noch getragen werden. Ein vom Wasser nicht ausgefülltes Gewölbe hätte eine so gewaltige Spannung (bei Wasserrinnen von oft mehreren 100 m Breite) niemals ausgehalten; es wäre zusammengebrochen. Versiegte nun aber das Schmelzwasser, so mußte das nicht mehr getragene Gewölbe absitzen, die Rinne, wurde durch das zusammenbrechende Eis ausgefüllt und da, wo das Eis randlich auf seiner Grundlage fest saß, mußten Bruchspalten entstehen, die hauptsächlich in der Richtung der Rinne gestreckt waren und dann später vom Osstrome benutzt wurden“ (J. Korn, 1913, S. 187). So ist auch die aus Abb. 1 und 2 ersichtliche Anordnung der Oszüge verständlich, welche etwa dem Verlauf derjenigen Wasserrinnen entspricht, die ehemals den Gletscher entwässerten, also mehr oder weniger senkrecht zur Endmoränenlage gerichtet sind. (Vgl. auch G. Berendt, K. Keilhack, H. Schröder und F. Wahnschaffe, 1897, S. 106.)