Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 59, Blatt 36 [Neue Nr. 4551] (1924) Hoyerswerda / bearb. durch Br. Dammer
Entstehung
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Stratigraphischer Teil

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erstere abwärts gewandert sein. Es sind auch Sandklüfte beobachtet worden, die im oberen Teile mit hangendem, im unteren mit liegendem Sande erfüllt waren, wobei die Grenze beider Sandarten sich haarscharf ziehen ließ.

Die Abwärtswanderung des Hangenden in die entstandenen Klüfte und Hohlräume ist leicht zu verstehen, die Aufwärtsbewegung des Liegenden läßt sich ebenfalls gut verstehen, wenn man annimmt, daß die Wasser im liegenden Sande gespannt waren, was bis zur Entwässerung durch den Bergbau tatsächlich der Fall war, und daß beim Aufreißen der Spalten das Wasser des Liegenden als Sandbrei in ihnen aufstieg.

Schwierigkeiten bereitet die Entstehung der zahlreichen, im Tagebau Erika in die Hunderte gehenden Sandklüfte; glaziale Einwirkung ist nach dem Gesagten ausgeschlossen, tektonische Störungen liegen in keiner Weise vor; es bleibt nur die Möglichkeit, daß es sich hier um fossile Erdbeben­spalten handelt, die im Augenblick ihres Entstehens sich füllten und dann sofort wieder schlossen. Es liegt nahe, an vulkanische Erdbeben zu denken, welche die Eruption der miocänert Basalte und Phonolithe der sächsischen Oberlausitz (Löbauer Berg, Landeskrone) begleiteten.

Die Mächtigkeit des Unterflözes beträgt im Durchschnitt 1012 m, erreicht aber auch Beträge his zu 17 m. Es ist meist als eine geschlossene Bank entwickelt, aber stellenweise treten in ihm auch sandige und tonige Zwischenmittel auf, die es in mehrere, bis zu 6 Bänke teilen. Diese Zwischenmittel besitzen meist nur geringe Mächtigkeit, schwellen zuweilen aber auch bis zu mehreren Metern an.

Die Verbreitung des Unterflözes, soweit sie bis jetzt bekannt ist, geht aus den in der Karte dargestellten Grenzlinien hervor. Diese lassen erkennen, daß die ehemals zusammenhängende Flözmasse durch mehrere, auf weite Strecken hin verfolgbare, rinnenartige Auswaschungen, die im Diluvium entstanden sind, zergliedert worden ist. Wieweit die Ver­breitung der Kohle in dem Gebiet östlich der Linie SeidewinkelHoyers­werdaGroß-Neida reicht, ist bisher noch nicht mit Sicherheit nach- gewiesen worden. Es ist nur bekannt geworden, daß in der Königs- warthaer Heide keine Kohle vorhanden ist, und daß sie erst in der äußersten Südostecke des Blattes wieder auftritt.

Die Lagerungsverhältnisse des Unterflözes gehen aus den Linien gleicher Höhenlage der Flözoberfläche in Abständen von 5 zu 5 m hervor, die in die Karte eingetragen worden sind. Sie zeigen, daß das Flöz stark nach Norden einfällt und im allgemeinen eben und ungestört gelagert ist. Nur in der Nordostecke des Blattes ist die Oberfläche des Flözes äußerst unruhig. Hier haben die zahlreichen Braunkohlenbohnungen einen außer­ordentlich raschen und großen; Wechsel in der Höhenlage der Flözober­fläche ergeben. Nach den in dem wenig nördlich gelegenen Tagebau der Grube Brigitta gemachten Beobachtungen sind diese Lagerungsstörungen teils auf tektonische Vorgänge, teils auf Aufpressungen und Faltungen im Diluvium, teils auf Erosion zurückzuführen, und es ist unmöglich, sich lediglich nach den Bohrergebnissen eine klare Vorstellung von den Lagerungsverhältnissen im einzelnen zu machen. Die auf der Karte zum Ausdruck gebrachte Darstellung durch Höhenlinien soll kein einwand­freies Bild bedeuten, da die wahren Verhältnisse bei ihrem raschen Wechsel im Maßstab der Karte nicht wiederzugeben sind, sondern soll lediglich in mehr schematischer Weise die Regellosigkeit andeuten.

Blatt Hoyerawerda. 2