Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 44, Blatt 53 [Neue Nr. 3844] (1922) Hennickendorf / bearb. durch F. Schucht und H. Heß von Wichdorff
Entstehung
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Das Tertiär

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Nebentäler erreichen am Nordrande des Blattes eine Höhenlage von 3740 m. Diesen Tälern entsprechend zeigen auch die Wasserläufe

und ihre sie begleitenden Alluvionen ein Gefälle von Süd nach Nord. Während die Niederung des Pfefferfließes südlich Gottsdorf 48 m hoch liegt, hat sie am Nordrand des Blattes eine Höhenlage von 35 in, also ein Gefälle von 13 m. Der größte Höhenunterschied auf Blatt Hen­ nickendorf beträgt also rund 61 m.

Das Tertiär

In unmittelbarer Nähe des Südausganges des Dorfes Nettgendorf ist in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Brunnengrabungen in ge­ringer Tiefe von etwa 4 m ein stark geneigtes Braunkohlenflöz auf sehr geringem Raume festgestellt worden. Die nachgewiesene Verbreitung dürfte kaum 1/4 km überschreiten. Das Flöz selbst ist nach den gegen­wärtig nicht mehr zu prüfenden Angaben der Einwohner etwa 1 rn stark gewesen. Im Laufe des vorigen Jahrhunderts ist mehrfach eine praktische Ausbeutung der Kohlenvorkommen in Angriff genommen wor­den, wobei immer nur die beiden alten Fundpunkte in Frage kamen. Infolge der starken Neigung des Flözes und der entstehenden Grund­wasserschwierigkeiten führten die Abbauarbeiten jedoch stets zu Miß­erfolgen.

Daß dieses isolierte und winzige Braunkohlenvorkommen an sich nicht abbauwürdig ist, haben zahlreiche Bohrungen im Dorfe Nettgendorf und in der weiteren Umgebung zur genüge dargetan, indem wohl in größerer Tiefe tertiäre Schichten, aber nirgends wieder das Flöz selber erbohrt wurde. Nach Angabe der Brunnenbaumeister fanden sich dagegen sehr häufig in den Bohrungen der Umgebung größere und kleinere Braun- kohlengerölle und Lignite innerhalb der diluvialen Schichten in reich­licher Menge, welche auf die Zerstörung derartig aufgepreßter Flöze hinweisen, zum Teil diluviale Schollen losgelöster Braunkohlenflöze dar­stellen. Übrigens weist die Lage des Nettgendorfer Braunkohlenvor­kommens hart am Zuge der Endmoränen ohne weiteres auf diluviale Aufpressungserscheinungen hin.

Auf dem südlich angrenzenden Blatte Zinna hat man bei Grüna das Tertiär, und zwar Miocän , bei 110 m Tiefe angetroffen und bis 141 m nicht durchsunken. Ferner hat man bei Ottmannsdorf auf Blatt Blön- dorf unter 82 m mächtigem Diluvium bis 157,3 m Kohlensande mit ge­ringmächtigen Braunkohleneinlagerungen festgestellt; bei Luckenwalde (Schlachthof) hat man das Tertiär bereits bis 23,3 in Tiefe erreicht,, und zwar miocäne kalkfreie Letten. Auf dem südlich angrenzenden Blatte Jüterbog hat man im Liegenden des 97 m mächtigen Diluviums den mitteloligocänen Septarienton gefaßt (97-127 m), unter dem bis 145 m Sandsteine und Tone des mittleren Buntsandsteins folgen.

In vielen Bohrungen des weiteren Gebiets findet man in den tieferen Schichten des Diluviums oft Braunkohlengerölle, ein Beweis dafür, daß mioeänes Tertiär vom Inlandeise und seinen Schmelzwässern aufbereitet wurde.