Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 60, Blatt 27 [Neue Nr. 4454] (1928) Muskau / bearb. durch F. Kaunhowen ..
Entstehung
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Allgemeine geologische Verhältnisse des weiteren Gebietes 7

in das Lausitzer Urstromtal abflossen. Als das Eis abschmolz und zurückwich, benutzten die vor dem Eise angestauten Wassermassen dieses vorgebildete Tal, um nun in entgegengesetzter Richtung nach Norden in das tiefer gelegene Baruther Urstromtal durchzubrechen.

Genau wie die Neiße hier bei Muskau, durchbrachen im Osten der Bober und im Westen die Spree, die alle drei von Süden in das Lausitzer Urstromtal eintreten, den Lausitzer Grenzwall. Alle drei benutzen eigentümlicherweise das Urstromtal nicht, sondern durch­queren es rechtwinklig, um in wohl vorgebildeten Erosionsrinnen nach Norden durchzubrechen und dem Baruther Urstromtal zuzufließen.

Das Neißetal ist durch seine Terrassen ausgezeichnet, von denen auf Blatt Muskau zwei und auf Blatt Triebel drei entwickelt sind. Größere Ausdehnung besitzen nur die älteste Terrasse auf Blatt Muskau, die namentlich im Süden von Muskau breite Flächen ein­nimmt, und die älteste und jüngste Terrasse auf Blatt Triebel. Letztere beginnt zunächst schmal bei Erlenholz am rechten Neißeufer, ver­breitert sich plötzlich in einer Meereshöhe von 100 m und nimmt dort den ganzen Brühlschen Forst ein. Genau so plötzlich verbreitert sich diese Terrasse auf dem linken Ufer bei Groß-Bademeusel, wo sie bei 90 m Meereshöhe rechtwinklig nach Westen umbiegt und mit nicht sehr deutlicher Grenze in die älteste Terrasse übergeht. Diese bildet die ausgedehnten, ebenen Flächen zwischen der Neiße und der Radener Endmoräne. Es ist nicht von der Hand zu weisen, ob in dieser großen Ebene nicht auch Ablagerungen eines ausgedehnten Sanders vor liegen, der sich an die Radener Endmoräne nach Nordosten ange­legt hat. Terrassenstufen im nördlichsten Teile des Blattes Döbern, in einer Höhenlage von 8590 m, gehören zu dem Forster Staubecken, in das sich später die Neiße eingegraben hat.

Das Hinterland des Muskauer Faltenbogens, also die Ablagerungen in dem großen Halbkreis, wird im östlichen Teile im Anschluß an die Endmoräne zunächst aus einem 2,5 km breiten Streifen einer schwach welligen Grundmoränenzone gebildet, in der der Geschiebe­lehm in unregelmäßig gestalteten Flächen zutage tritt. Weiter nach Westen bis an den Westbogen der Endmoräne folgt eine weit aus­gedehnte, sehr ebene Geschiebesandfläche, die als Fazies der Grund­moräne anzusprechen ist.

Wichtig für diese Lieferung ist die Frage des Alters der glazialen Schichten. Im allgemeinen wurde der Südrand der letzten Vereisung an den Fläming bzw. den Lausitzer Grenzwall gelegt, d. h. das Gebiet südlich hiervon der älteren (Saale-) Eiszeit zugerechnet. Hierher gehört auf Blatt Weißwasser die Trebendorfer Landzunge. In neuerer Zeit mehren sich die Stimmen, die die jüngste Vereisung nicht so weit nach Süden gehen lassen wollen und als ihre südliche Grenze das Baruther Urstromtal ansehen. Da diese Fragen noch ungeklärt sind, wurde das Gebiet des Muskauer Faltenbogens als Diluvium unentschiedenen Alters dargestellt. In seiner ganzen Ausdehnung weist dieser aller­dings derart schroffe und frische Formen auf, daß es schwer fällt anzunehmen, daß er einer älteren Eiszeit angehören könnte. Die langen