Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 60, Blatt 27 [Neue Nr. 4454] (1928) Muskau / bearb. durch F. Kaunhowen ..
Entstehung
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Blatt Muskau

sich auf viele hundert Meter, ja kilometerweit in auffallend grader Richtung verfolgen. Andere Rinnen gabeln sich, in andere schieben sich Querwälle ein, hinter denen die Rinne in gleicher Richtung weiter verläuft.

Der ganze Muskauer Faltenbogen stellt eine Vereinigung von Aufpressungs- und Aufschüttungsendmoräne dar. Sein innerer Kern besteht aus stark gefalteten und gestörten Schichten der miozänen Braunkohlenformation und ist von einer meist nur dünnen Decke glazialer Bildungen bedeckt, die nur auf den die einzelnen Rinnen trennenden Rücken und Kuppen oft größere Mächtigkeit erlangen.

Durch die vielen Aufschlüsse, die der Braunkohlenbergbau bietet, ist ein guter Einblick in den inneren Aufbau des Gebietes gewonnen worden. Es zeigt sich, daß in den Rinnen und Senken stets Sattel­köpfe oder auch nur ein steilgestellter Sattelflügel der Braunkohle ausstreichen. Und zwar gilt die Regel, je enger die Rinne, um so steiler ist der unter ihr anstehende Sattelflügel aufgerichtet. Unter breiteren, flacheren topographischen Mulden ist dagegen oft der ganze Braunkohlensattel erhalten.

Bei der Beschreibung der einzelnen Blätter wird die Entstehung des äußeren und inneren Baues des Muskauer Faltenbogens ausführ­lich behandelt werden.

Ganz kurz sei auch hier schon gesagt, daß der hufeisenförmige, nach Norden offene Faltenbogen nach der heute allgemein herrschen­den Ansicht einer großen, breiten Eiszunge seine Entstehung verdankt, die hier vorstieß, den tertiären Untergrund vor sich aufpreßte, faltete, überkippte und zum Teil zerriß. Den so gefalteten Untergrund über­schritt das Eis, hobelte ihn glatt und füllte namentlich die Mulden mit seinem mitgeführten Schutt an. Bei seinem Rückzuge und Ab­schmelzen blieb sein Rand eine Zeitlang auf einem Teile des Falten­bogens liegen und schuf auf ihm vor sich einen Endmoränenwall aus Sanden, groben Kiesen und Blöcken.

Von dem Endmoränenwall flossen die Schmelzwasser herab und schütteten vielerorts breite, flache Sandflächen, sog. Sander, auf. Die Schmelzwasser des Sanders vereinigten sich bei ihrem Weiterströmen nach Süden mit denen des Lausitzer Urstromtales, dessen höchste Terrassen den Südwestteil des Blattes Weißwasser bedecken.

Als das Eis der großen Eiszunge, die den Muskauer Faltenbogen schuf, sich zurückzuziehen begann, geriet zuerst sein östlicher Teil ins Wanken. Dieser schmolz nach Westen zu ab und bildete noch einmal eine durch die JerischkeRadener Endmoräne angedeutete Stillstandslage.

Die Neiße, welche im Südosten des Blattes Muskau auf dieses Übertritt und dessen südlichen Teil in ungefähr ostwestlicher Richtung durchfließt, wendet sich bei Lugknitz scharf nach Norden und durch­bricht hier in einem schroffen Erosionstal den Endmoränenwall. Es ist anzunehmen, daß sich an der Durchbruchsstelle, als das Eis hier noch lag, in diesem ein großes Gletschertor befand, aus dem die Schmelzwasser in tief eingegrabenen subglazialen Rinnen nach Süden