34 Die geologischen Verhältnisse des Blattes.
bezeichnet wird. Wir verstehen unter Schlick diejenigen Bildungen, die in den weiten Niederungen unserer großen Ströme (Weichsel , Oder, Elbe , Weser ) dadurch entstanden sind, daß die Flüsse bei Hochwasser aus ihren Betten heraustraten und ihr Tal in seiner vollen Breite überfluteten. Durch diese ungeheure Ausbreitung wurde eine beträchtliche Verlangsamung der Bewegung des Wassers herbeigeführt, so daß die von S. her mitgeführte Flußtrübe Zeit und Gelegenheit hatte, sich ab zusetzen. Dieser Prozeß wiederholte sich jährlich ein oder mehrere Male und fand erst ein Ende, als durch die Eindeichung der Ströme auch den Hochfluten engbegrenzte Bahnen gewiesen wurden. Dieser Schlamm ablagernden Tätigkeit der Hochfluten ist die außerordentliche Fruchtbarkeit der großen Alluvial- Niederungen unserer Hauptflußtäler, also auch des Oderbruches und des Odertales selbst zu verdanken. Der Schlick ist in Bezug auf seine petrographische Zusammensetzung großen Schwankungen unterworfen. Es hängt dies damit zusammen, daß je nach den sich ändernden Strömungsverhältnissen der Fluß bald feine, bald gröbere Materialien zum Absatz brachte, ln den Buchten, wo die Hochfluten fast ein stehendes Gewässer bildeten, konnte die feinste Trübe abgelagert werden, und es entstand dort die fetteste Modifikation des Oder-Schlicks. In größerer Nähe der Stromrinne oder auf den zahlreichen Linien, auf denen die Wasser mit etwas größerer Geschwindigkeit sich bewegten, wurde die feinste Trübe schwebend erhalten und nur das feinsandige Material abgelagert. Ebenso waren die Bedingungen des Schlamm-Absatzes andere an den Stellen, wo Sandinseln aus der Ebene, wenn auch nur um einige Dezimeter emporragten; auch hier wurde gewöhnlich ein etwas gröberes Sediment zum Absatze gebracht. Ebenso wie in Bezug auf die Zusammensetzung ist der Schlick auch rücksichtlich seiner Mächtigkeit beträchtlichen Schwankungen unterworfen. An vielen Stellen, wo die Überstauung nur geringe Beträge erlangte, wo also auch nur eine geringe Wasserschicht sich über den Sandbänken zur Zeit der Hochfluten bildete, war der Tonabsatz sehr geringfügig, und in einer Zeit, in der an der einen Stelle metermächtige Schlammabsätze erfolgten, wurden an anderen höhergelegenen