Fakten hinaus auf Einschätzungen angewiesen, die auf der subtilen Artenkenntnis und Kompetenz engagierter Avifaunisten beruhen.
Für folgende Arten war Bestandszunahme zu beobachten: Mönchs- und Klappergrasmücke, Nachtigall, Beutelmeise, Amsel, Haussperling, Elster(im Stadtgebiet Berlin ), Saatkrähe und Kolkrabe. Das sind etwa 8% der regelmäßigen Brutvögel(83 Arten). Bei Mönchs- und Klappergrasmücke sowie der Nachtigall gehe ich von eigenen Beobachtungen im Potsdamer Gebiet und von Mitteilungen anderer Ornithologen aus. In Ostbranden burg kann A. SCHMIDT weder die Zunahme der Klappergrasmücke noch die der Nachtigall bestätigen. Dort gingen der Nachtigall Brutmöglichkeiten durch Entfernung von Hecken und Gebüsch verloren. Hinweise auf die Zunahme der Nachtigall geben auch BAESELER und WITT(1989). Dort finden sich auch Bemerkungen über die Zunahme der Beutelmeise.
Für die Elster wurde in den drei Berliner Innenstadtbezirken Mitte , Friedrichshain und Prenzlauer Berg eine deutliche Bestandszunahme nachgewiesen(LEHMANN et al. 1986, LEHMANN 1988).
3.Neuansiedlungen, gelegentliche Brut vögel
Gelegentliche Ansiedlungen von Vogelarten, die nicht immanenter Bestandteil der ein heimischen Fauna sind, belegen die Dynamik des faunistischen Geschehens. Ich beschränke mich auf die Nennung neuer und ehemaliger Brutvögel. Beobachtungen und Nachweise extrem seltener Gastvögel klammere ich bewußt aus. Faunistisch bemerkenswert sind der Erstnachweis der Zwergohreule, zumal die Art in einem Gebiet verhört wurde, in dessen Nähe sich fast zeitgleich der Rauhfußkauz angesiedelt hatte(KOLBE 1990), sowie der Nachweis der Schwarzkopfmöwe in Grubenrestseen der Lausitz ( KRÜGER 1983)(Das Gebiet gehört jetzt zu Sachsen .).
Die Brutnachweise der Zwergseeschwalbe im Odertal ( DITTBERNER 1986) erinnern an ehemalige Vorkommen. Das Auftreten des Sandregenpfeifers im Kreis Angermünde (MUNDT 1991) und dessen Brutversuch bei Berlin (SCHONERT 1990) deutet auf Arealausweitung ins Binnenland hinein(HARZ& LUGE 1990). Die Brut des Stelzenläufers (SCHONERT 1990) fügt sich anderen Beobachtungen über gelegentliches Brüten fernab von den üblichen Brutplätzen ein.
Die Weißkopfmöwe, in der"Vogelwelt Brandenburgs" nur mit 2 Nachweisen erwähnt, wird inzwischen regelmäßig beobachtet, und gelegentliches Brüten ist wahrscheinlich. Ob die Weißkopfmöwe auch früher bei uns vorkam, läßt sich nicht mehr entscheiden, weil die Registrierung als Silbermöwe bei feldornithologischen Beobachtungen genügte. Die Ansiedlungen der Silbermöwe in den Grubenrestseen der Niederlausitz bedürfen eingehender Untersuchung( FISCHER 1989).
Zu den faunistisch besonders bemerkenswerten Neuansiedlern gehört der Rauhfußkauz. Er wurde in der Vergangenheit nur sporadisch als Gastvogel beobachtet. Eine aus mehreren Paaren bestehende Ansiedlung lebt westlich von Potsdam (B. und P. B LOCK, 1986). Das Vorkommen, das möglicherweise bereits seit längerem besteht, wurde zufällig entdeckt. Eine weitere Ansiedlung wurde fast zeitgleich aus der Rochauer Heide bekannt( SCHMIDT 1987). Es läßt sich nicht ausschließen, daß die Art in den weitläufigen Wäldern Brandenburgs häufiger vorkommt. Untersuchungen von MATTIG im Kreis Eisenhüttenstadt und von HAUPT im Kreis Beeskow mit Klangatrappen verliefen allerdings ergebnislos.