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Band 1 Heft 1
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E. RUTSCHKE: Veränderungen in der Brutvogelwelt Brandenburgs

4.Im Bestand abnehmende Arten Die Liste der im Bestand abnehmenden Arten ist viel länger als die der zunehmenden. Das wird niemanden überraschen. Auf den wichtigsten Ursachenkomplex, die Veränderun­gen der Landschaftsstruktur, wurde bereits hingewiesen.

4.1. Non-Passeres

Zwergdommel, Rohrdommel, Weißstorch(regional sehr unterschiedlich), Spießente, Knäk­ente, Moorente, Gänsesäger, Sperber, Rohrweihe, Kornweihe, Wiesenweihe, Baumfalke, Birkhuhn, Auerhuhn, Rebhuhn, Wachtel, Wasser- und Tüpfelralle, wahrscheinlich Zwerg­und Kleinralle- wenn zu diesen Arten überhaupt Aussagen erlaubt sind-, Wachtelkönig, Großtrappe, Bekassine, Waldschnepfe, Großer Brachvogel , Uferschnepfe, Rotschenkel, Kampfläufer, Triel, Hohltaube, Turteltaube, Steinkauz, Sumpfohreule, Blauracke, Wiede­hopf, Wendehals. A. SCHMIDT nennt für Ostbrandenburg außerdem Turmfalke und Wes­penbussard. Nach seiner Auffassung gehören auch Bleßralle, Haubentaucher, Trauersee­schwalbe, Schleiereule, Kiebitz, Flußregenpfeifer, Nachtschwalbe und Eisvogel in die Li ­ste, nicht aber die Türkentaube.

4.2. Passeres

Heidelerche, Feldlerche, Rauch- und Mehlschwalbe, Schafstelze, Neuntöter, Raubwürger, Schilf-, Teich- und Drosselrohrsänger(regional starke Unterschiede), Grau- und Trauer­schnäpper, Braunkehlchen, Blaukehlchen, Grau- und Goldammer , Ortolan, Dohle. Nach A.SCHMIDT sollte diese Aufzählung durch Haubenlerche, Steinschmätzer, Gartenrotschwanz, Gebirgsstelze, Pirol, Schilfrohrsänger(dramatischer Rückgang!), Wiesenpieper, Brachpieper(dramatischer Rückgang!), Uferschwalbe, Feldsperling und Bluthänfling ergänzt werden, wohingegen der Teichrohrsänger aus der Aufzählung getilgt werden könnte. Bei weiteren Arten läßt sich Abnahme vermuten, doch es fehlen sichere Kenntnisse: Es sind das Schwarzhalstaucher, Zwergtaucher, Schwarzmilan, Flußregenpfeifer, Trauer- und Flußseeschwalbe, Türkentaube, Ziegenmelker, Mittelspecht, Wiesenpieper, Gartengrasmücke, Gimpel und Feldsperling.

Die Übersicht lehrt, daß die betroffenen Arten zu verschiedenen Ökosystemen gehören. Deshalb muß am Anfang der Suche nach den Ursachen für Bestandsrückgänge die Frage nach den Veränderungen in den Ökosystemen stehen. Schon daraus ergibt sich eine Diffe ­renzierung, die sich erweitert, wenn man Art für Art betrachtet. Dann wird nämlich sicht ­bar, daß nahezu hinter jeder Bestandsabnahme ein Ursachenkomplex steckt, wobei die Wertigkeit der Einzelfaktoren wechselt. Soweit es sich dabei um Faktoren handelt, die auf das Bruthabitat einwirken, helfen die autökologischen Kenntnisse. Weitaus schwieriger ist es jedoch, bestandsmindernde Faktoren zu werten, die längs der Wanderung ins Winter­quartier wirken. Sie dürfen jedoch nicht vernachlässigt werden.

Ein Hauptfaktor für Bestandsabnahmen ist die veränderte Nutzung des Agrarraums, wo­bei die ohne Zugeständnisse an ökologische Diversität erfolgende Großfeldbewirtschaftung, also die Beseitigung von Bäumen, Hecken, Sträuchern, Feldrainen, Feldsöllen und anderen geologischen Kleinformen die entscheidende Rolle spielt. Die Flurbereinigung führte zwangsläufig zum Verschwinden jener Arten, für die eine offene, nicht aber eine ausgeräumte Landschaft existentiell ist. Grauammer, Goldammer, Ortolan, Feldlerche und Rebhuhn wurden Opfer dieser Entwicklung. Sie wurde verstärkt durch den großflächigen Anbau von Monokulturen in Kombination mit der chemischen Vernichtung unerwünschter Wildkräuter. Am Beispiel der Großtrappe haben B. und H. LITZBARSKI(1987) gezeigt, wie