E. RUTSCHKE: Veränderungen in der Brutvogelwelt Brandenburgs 1
beschreibung ist dringend erwünscht. Die Zusammenstellung der Nachweise durch JUNG (1983) liegt fast ein Jahrzehnt zurück.
Die Ausbreitung und Zunahme des Kolkraben haben sich weiter fortgesetzt. Die Art darf jetzt als verbreiteter, wenngleich längst nicht überall vorkommender Brutvogel eingestuft werden. Auch im Berliner Raum ist er inzwischen ansässig. Zu den Arten, über deren Verbreitungsbild nach wie vor Unklarheit besteht, gehört die Wacholderdrossel. Es fehlt an Brutnachweisen. Berichte über seit Jahrzehnten bestehende Brutplätze, wie der von HAUPT (1986), sind Ausnahmen. Deshalb ist es zumindest gewagt, wenn einzelne Feststellungen als Ausdruck großräumiger Bestandszunahme im nördlichen Mitteleuropa gewertet werden (GÜNTHER& DONATH 1991). Nachweise des Sprossers weit westlich des grob durch die Oder gekennzeichneten Grenzbereichs geben immer wieder Anlaß zur Diskussion. Ob der Sprosser sein Areal allmählich nach Westen verschiebt oder ob der Überlappungsbereich zwischen beiden Arten größer wird, ist eine offene Frage.
7.Schlußbemerkungen
Der Mensch verfügt heutzutage über nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, die Umwelt seinen Wünschen und Vorstellungen entsprechend zu formen und zu verändern. Dabei greift er in Naturzusammenhänge und Systeme ein, deren innere Beziehungen nur teilweise durchschaut sind. Die Folgen in Form unerwünschter Nebenerscheinungen treten immer deutlicher in Erscheinung. Dazu gehören auch die vielen Signale, die aus der belebten Umwelt kommen. Eines davon ist die Verarmung der einheimischen Vogelwelt. Die Avifaunistik liefert die Fakten, die erforderlich sind, um einer Entwicklung entgegenwirken zu können, die letztlich auf den Menschen selbst zurückschlägt. Avifaunistik ist längst nicht mehr schöngeistiger Zeitvertreib, sondern wissenschaftliche Betätigung mit Relevanz für die Umweltpolitik, besonders für den Naturschutz. Da wir mit unserem Tun nur den Ausschnitt einer größeren biogeographischen Einheit betrachten und uns zudem mit der Vogelwelt nur ein Mosaikstein des Naturganzen vor Augen tritt, ist es wichtig, diesen Zusammenhang zu kennen und daraus Motivation für unsere Arbeit zu gewinnen. An Aufgaben mangelt es nicht. Land- und Forstwirtschaft werden neu gestaltet. Fehlentwicklungen der Vergangenheit sollen beseitigt und neue müssen vermieden werden. Wirtschaftlicher Aufschwung ist angesagt. Das alles wird sich vielfältig auf die Avifauna auswirken. Je genauer der zu erwartende Wandel von den Ornithologen erfaßt wird und Kenntnislücken geschlossen werden, desto besser wird es dem Natur- und Vogelschutz möglich sein, auf eine arten- und individuenreiche Vogelwelt hinzuwirken.
Literatur
BLOCK, B.& P.(1986): Zum Vorkommen des Rauhfußkauzes(4egolius funereus) im Flachland und zu ersten Brutnachweisen im Bezirk Potsdam.- Mitt. Bezirksarbeitsgruppe"Artenschutz", Hsg. Rat. Bez. Potsdam, Abt. Forstwirtschaft.
DEGEN, G.& W. OTTO(1988): Atlas der Brutvögel von Berlin. - Naturschutzarb. Berlin Brandenbg., Beiheft 8: 1-56.
DITTBERNER, H.& W.(1986): Austernfischer, Brandgans und Zwergseeschwalbe- Brutvögel an der
: Oder, Teil 2.- Falke 33: 300-305.
FISCHER, S.(1989): Zum Vorkommen der Weißkopfmöwe(Larus cachinnans) in der Mark Brandenburg.- Pica 16: 129-135.
GÜNTHER, R.& E. DONATH(19991): Wacholderdrosselbruten( 7urdus pilaris) im nördlichen Havelland als Ausdruck aktueller Ausbreitungstendenzen der Art.- Beitr. Vogelkd. 37: 233-238.
HAMSCH, S.(1984): Vorkommen und Bestandsrrückgang der Blauracke in der Niederlausitz.- Falke 31: 114-124.