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Band 1 Heft 1
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10 E. RUTSCHKE: Veränderungen in der Brutvogelwelt Brandenburgs

bestandsbildender Gehölze hat die Strukturiertheit eher zu- als abgenommen, was in man ­gelnder Pflege und Düngung begründet ist. Die Umgestaltung in monotone Forstgesell­schaften erfolgte bereits im vorigen Jahrhundert.

Über Bestandsveränderungen bei Vogelarten, die diese Lebensräume und die ihnen ähnli ­chen Parklandschaften bewohnen, ist nur wenig bekannt. Es gibt Hinweise für Abnahme der Gartengrasmücke und des Gelbspötters, jedoch keine Zweifel am Rückgang von Trau­erschnäpper und Wendehals. Bei den Spechten scheint nur der Bestand des Mittelspechtes rückläufig zu sein.

Die Befunde und Hinweise sind insgesamt zu dürftig, um generelle Trends ableiten zu können. Siedlungsdichteuntersuchungen liegen fast nur aus urbanen Biotopen vor, wobei Parks, Friedhöfe und Gartenanlagen dominieren. Sie liefern jedoch kaum Anhaltspunkte zur Ableitung landesweiter Trends.

4.3. Bestandsabnahme mit unklarer Ursache

Neben den Arten, deren Rückgang zweifelsfrei anthropogen bedingt ist, gibt es einige wei­tere, bei denen die Ursachen nicht eindeutig sind. Bereits zu Beginn der 80er Jahre waren Blauracke und Wiedehopf Seltenheiten. Erstere ist inzwischen wohl als Brutvogel ver­schwunden( ROBEL 1991), letzterer brütet noch vereinzelt. A. SCHMIDT hält den Rückgang für anthropogen verursacht und nennt Wiesenumbruch und Grasmonokulturen und daraus resultierende Insektenarmut als Gründe. Bei beiden Arten liegt bei uns die nordwestliche Grenze des Verbreitungsgebietes. Es spricht viel dafür, daß ein Faktorenkomplex den Be ­standsrückgang bewirkte, zumal sich der Rückgang auch in Südpolen und Ungarn vollzog. Das allmähliche Verschwinden der Blauracke ist von HAMSCH(1984) und ROBEL (1990) nachgezeichnet und diskutiert worden.

5.Arten:im Grenzbereich ihres Areals

In Brandenburg erreicht eine Reihe von Vogelarten den Grenzbereich ihres Areals. Die Kartierung der Brutvorkommen dieser Arten ist zoogeographisch von besonderem Interesse.

Die Grenze der regelmäßigen Brutverbreitung des Zwergschnäppers verläuft von Nordwest nach Südost durch Brandenburg . Neuerdings häufen sich Nachweise westlich der Verbrei ­tungsgrenze, und die Nachweise nehmen insgesamt zu(HAUPT 1988). A. SCHMIDT weist darauf hin, daß der Zwergschnäpper dort auftritt, wo durch naturgemäße Waldwirtschaft Mischwaldbestände gewachsen sind. Auch der Schlagschwirl, dessen Westgrenze des Are­als durch unser Gebiet verläuft, breitet sich nach Westen aus. Diese Tendenz war bereits in den 70er Jahren nachweisbar. Sie wurde für den ehemaligen Bezirk Cottbus durch OTTO (1984) belegt. Nach A. SCHMIDT werden vom Schlagschwirl die nitrophilen Brennesseldickichte(stark eutroph) auf feuchten Standorten bevorzugt.

6. Arealveränderungen Vogelarten, die als Folge weiträumiger Arealveränderungen neu im Gebiet erscheinen oder sich zurückziehen, wecken naturgemäß besonderes Interesse. Arten, die bei Erscheinen der "Vogelwelt Brandenburg" Neulinge waren und sich weiter ausgebreitet haben, sind Brandente und Austernfischer. Die Brandente ist längs der Havel und Oder vorgedrungen und stellenweise nicht mehr selten. Der Austernfischer brütet nach wie vor nur punktuell, vor allem an der Unterhavel und an der Unterelbe.

Die Erstnachweise des Karmingimpels in Brandenburg wurden sofort als Ausdruck der allgemeinen Westexpansion der Art erkennbar, weil entsprechende Berichte aus anderen Gebieten vorlagen. Der Karmingimpel scheint sich jedoch im Binnenland zögerlicher aus­zubreiten als längs der mecklenburgischen Ostseeküste. Eine aktuelle Situations­