Otis, Berlin1(1993) 1, S. 29- 46
1.Einleitung
In seiner Artbearbeitung für"Die Vogelwelt Brandenburgs"(RUTSCHKE 1987) kann D. ROGGE nur sehr allgemeine Angaben zur Fortpflanzung des Drosselrohrsängers machen, die zudem meist auf zufällig gewonnenen Daten beruhen. Die Arbeiten von DITTBERNER& DITTBERNER(1986) zum Neststandort und von WESTPHAL(1980) zur Brutbiologie der Art waren von ROGGE noch nicht berücksichtigt worden.;
Um für eine Neuauflage der Vogelwelt Brandenburgs Material über Siedlungsdichte, Nistplatzansprüche und Brutbiologie des Drosselrohrsängers und ökologische Grundlagen für den Schutz der bedrohten Art(vgl. WITT 1991; s. HÖLZINGER 1987, LEISLER 1989) verfügbar zu machen, werden hier trotz der relativ geringen Aussagekraft so kurzfristiger Populationsstudien erste Ergebnisse brutökologischer Untersuchungen am Drosselrohrsänger aus den Jahren 1989-1991 an Gewässern im Südosten Berlins mitgeteilt.
2.Material und Methode
Untersuchungsgebiete sind stark anthropogen beeinflußte Gewässer des Spreeseensystems am Südostrand Berlins(s. Abb. 1), die durch intensive Freizeitnutzung und Berufsschiffahrt extrem gestört sind und deren Röhrichte durch verschiedene Faktoren(vgl. BARTHELMES 1990, PRIES 1984) zum Teil erheblich an Vitalität verloren haben. An Müggelsee, Zeuthener See und Seddinsee sind stellenweise allerdings noch bis zu 40 m breite dichte Röhrichtgürtel vorhanden, in denen Phragmites australis dominiert, das nur stellenweise von 7ypha angustifolia und weiteren Röhrichtarten begleitet wird.
1989 führte ich Voruntersuchungen durch; 1990 und 1991 suchte ich die Gewässer zwischen Anfang Mai und Ende Juli so häufig wie möglich auf. Am Müggelsee-Südufer wurden die Reviere kartiert, möglichst viele Altvögel gefangen, mit Ringen der Vogelwarte Hiddensee beringt und zusätzlich farbmarkiert, die Nester gesucht sowie der Brutverlauf kontrolliert. An den übrigen Gewässern waren die Kontrollen sporadischer und die Untersuchungen beschränkten sich auf die Kartierung der Brutreviere und das Suchen von Nestern. Die Nestersuche erfolgte entweder von der landseitigen Schilfkante oder wasserseitig meist vom Boot aus.