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Band 1 Heft 1
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MU ST. FISCHER: Brutbiologie des Drosselrohrsängers in Berlin

Die 1991 an den Müggelsee zurückgekehrten Vögel siedelten sich in Distanzen zwischen 400 und 2500 m vom Vorjahresbrutplatz an(arithmetisches Mittel 1061+ 682,3 m; Me­dian 850 m; n=13)(s. Abb. 3).

BEIER(1981) stellte in 36 Fällen Abstände zwischen 10 m und 5 km zum vorjährigen Brutplatz fest, der Median lag bei 500 m.

3.3. Paarungssystem

Innerhalb der Gattung Acrocephalus findet man die verschiedensten Paarungssysteme: ne­ben nahezu ausschließlicher Monogamie(Mariskensänger, A. melanopogon; Teichrohrsän­ger) und hauptsächlicher Monogamie(Schilfrohrsänger, A. schoenobaenus; Sumpfrohrsän­ger, 4. palustris) ist bei Drosselrohrsänger und Seggenrohrsänger( 4. paludicola) ein re­gelmäßiges Auftreten polygyner Verpaarungen festzustellen(DYRCZ 1986, GLUTZ& BAUER 1991, LEISLER 1985, 1991 u. a.). Nach DYRcz(1990) sind beim Drosselrohrsänger 0 bis 28% der Männchen einer Population mit mehr als einem Weibchen verpaart. In einer schwedischen Population fanden HASSELQUIST& BENSCH(1991) sogar eine Polygynierate von 40%.

Am Müggelsee waren 1990 von 34 Männchen mindestens 3(= 8,8%) polygyn verpaart, 6(= 17,6%) blieben unverpaart. 1991 konnte bei 9 von 35 Männchen(= 25,7%) Polygynie festgestellt werden, 5(= 14,2%) blieben unverpaart(s. Abb. 2). Eines der 3 1990 polygynen Männchen war 1991 wieder mit zwei Weibchen verpaart, die beiden ande­ren waren monogam. In zwei Revieren polygyner Männchen 1990 siedelten sich auch 1991 wieder polygyn verpaarte Vögel an.

Während DYRCcz(1986) vereinzelt trigyne Verpaarungen festgestellt hatte und HASs­SELQUIST& BENSCH(1991) auch Männchen mit 4 Weibchen beobachtet hatten, fand ich maximal zwei Weibchen pro Männchen.

Im Gegensatz zu den Ergebnissen von CATCHPOLE et al.(1985) unterschieden sich po­Iygyne und monogame bzw. unverpaarte Männchen am Müggelsee hinsichtlich der Flügel ­länge nicht(polygyn : 97,6+ 1,6 mm[n= 11]; monogam/unverpaart: 97,4+ 1,8 mm[n =32)):

3.4. Neststandort

3.4.1. Abstand der Nester von der freien Wasserfläche Während LEISLER(1981) feststellte, daß der Drosselrohrsänger die Acrocephalus- Art ist, die innerhalb der Verlandungzone die wasserseitige Schilfkante deutlich als Brutplatz be­vorzugt, trifft diese Aussage auf den Müggelsee nicht voll zu(Abb. 4). Hier ist eine deutli­che Präferenz ufernaher Bereiche festzustellen, was wohl durch oft starken Wind und Wel­lengang bedingt ist. Da sich, anders als bei vielen anderen Seen(vgl. SLOBODDA 1985), landseitig an das Phragmitetum keine weitere Röhrichtgesellschaft, sondern eine 1 bis 3 m breite Wasserfläche anschließt(s. Abb. 4), befanden sich viele Nester in der Nähe dieser ernährungsökologisch bedeutsamen sowie wind- und wellengeschützten Bereiche. Für die anderen Untersuchungsgewässer, die keine landseitigen Wasserflächen aufweisen, kann die Aussage von LEISLER(1981) bestätigt werden.

DITTBERNER& DITTBERNER(1986) erwähnen für den Müggelsee einen Nestfund"in 1,8 m Höhe über trockenem Untergrund in einem Erlenstrauch in 8 m Abstand vom Phragmites".