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Band 1 Heft 1
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36 ST. FISCHER: Brutbiologie des Drosselrohrsängers in Berlin

sehr niedrig stehenden Nester hauptsächlich weit entfernt von der freienWasserfläche befinden. Diese Tendenz konnte ich am Müggelsee nicht bestätigen:

Nester<10 m vom Wasser entfernt: 45-90 cm hoch, x= 68,6+ 12,1(n= 25); Nester >10 m vom Wasser entfernt: 40-95 cm hoch, x= 69,3+ 13,3(n= 36).

Die gleichen Autoren geben außer dem bereits erwähnten Nest in einer Erle für den Müg­gelsee Nesthöhen zwischen 50 und 150 cm an. Solche hohen Werte konnte ich dort nicht mehr feststellen. Nach WESTPHAL(1980) sind die Nester an der Havel in Höhen zwischen 47 und 151, im Mittel 100,8 cm befestigt. Wie Abb. 5 zeigt, liegen die Werte aus meinen Untersuchungsgebieten niedriger; der Mittelwert für 144 in den Jahren 1989 bis 1991 ver­messene Nester beträgt 72,0+ 15,4 cm. Tab. 4 stellt dar, wie die Nesthöhen gebiets- und jahrweise z. T. beträchtlich differieren.

Tab. 4: Variabilität der Nesthöhen(in cm)

Jahr/ Gebiet Mittelwert+ Variationsbreite Stichprobe Standardabweichung 1990 alle 771,0458 45-120 63 Müggelsee 71,6+14,1 50-120 33 Seddinsee 88,8+12,4 63-120 20

1991 alle 68,1+13,5 40-95 70 Müggelsee 69,4+13,9 40-95 43 Seddinsee 67,0+11,6 50-90 10

Die Nesthöhen polygyner Vögel liegen(bei noch kleiner Stichprobe) etwas höher als die wahrscheinlich monogamer Vögel vom Müggelsee(Abb. 6): polygyne: 55-95 cm hoch, X= 76,84% 11,3(n= 19); monogame: 40-120 cm hoch, x= 69,2+ 14,4(n= 55).

EEE monogam(n=55) polygyn(n=19) Abb. 6: Nesthöhe in Abhängigkeit vom Paarungssystem

Da nach DYRCcz(1986) die Weibchen polygyner Männchen die Möglichkeit haben, opti­malere Nistplätze zu wählen, spricht dieses Ergebnis für eine Bevorzugung höherer Nest­standorte. Diese könnten sicherer vor Predatoren sein, sind aber wohl stärker durch Wind und die zunehmende Brüchigkeit der Schilfhalme gefährdet, so daß eine mittlere Nesthöhe gewählt wird.