Heft 
Band 2 Heft 1
Seite
67
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OTIs, Berlin *2(1994) 1, S.67-69

Kurzmitteilungen

Steppenkiebitz(Chettusia gregaria) in den Belziger Landschaftswiesen

Von CHRISTIAN DOPICHAY& UTE LABITZKE

Am 27. März 1994 entdeckte Ch. Dopichay Baitzer und Fredersdorfer Bach im Kreis Belzig gegen 17.00 Uhr zwischen Kiebitzen(Vanellus vanellus ) einen außergewöhnlichen Vogel, der sich nicht in das typische Artenspektrum der Belziger Landschaftswiesen einordnen ließ. Ein markanter Überaugenstreif, ein ungewöhnliches Flugbild und Verhaltensweisen, die denen der vergesellschafteten Kiebitze(Vanellus vanellus ) sehr ähnelten, waren auffällige Merkmale dieses unbekannten Objekts. Nur mit einem Fernglas(Optolyth 12x50) und ohne spezielle Bestimmungsliteratur ausgerüstet, konnte die Limikole nicht genau angesprochen werden. Der unbekannte Vogel hielt sich auf einer extensiv genutzten Grünlandfläche auf am Rande einer feuchten Senke auf. Nach einige Minuten flogdas Tier ab und landete in unmittelbarer Nähe an einer kleinen Wasserfläche.

Am darauffolgenden Tag bot sich die Möglichkeit, die angestellten Spekulationen zu überprüfen. Gemeinsam mit U. Labitzke und einer besseren optischen Ausrüstung(Nikon­Spektiv 15-40-fache Vergrößerung) wurde der gestrige Beobachtungsort erneut aufgesucht. Tatsächlich verweilte der Vogel noch immer an der gleichen Stelle. Bei guten Sichtverhältnissen konnte der seltene Gast aus einer Entfernung von ca. 200 Metern am Boden und im Flug ausgiebig betrachtet werden. Während seiner Aktivitäten am Boden fiel der über dem weißen Überaugenstreif verlaufende schwarze Scheitel und der schwarze, nach hinten heller werdende Bauch auf. Bei stärkster Vergrößerung wurden sogar die in eine gräuliche Brust übergehenden cremefarbenen Wangen sichtbar. In der Luft setzten sich weiße, keilförmige Armschwingen von den schwarzen Handschwingen und den graubraunen Flügeldecken deutlich ab. Eine schwarze Endbinde begrenzte den weißen Schwanz, über den die Beine kaum hinausragten. Ein Vergleich des Gesehenen mit den Abbildungen und Beschreibungen im Bestimmungsbuch"Limicolen" (COLSTON& BURTON 1989) räumte die letzten. Zweifel aus. Wir hatten einen Steppenkiebitz (Chettusia gregaria) im Brutkleid vor uns. Da die schwarze Färbung der Unterseite sehr ausgeprägt war, mußte es sich nach GLUTZ(1981, S. 381) um ein männliches Exemplar handeln. Die anwesenden Kiebitze ließen einen direkten Größen- und Proportionsvergleich zu. Der Steppenkiebitz erschien insgesamt etwas kleiner, und die schwarzen Beine ragten ein wenig mehr aus der noch niedrigen Vegetation heraus.

Am Boden suchte der ungewöhnliche Gast eifrig nach Nahrung. Der Nahrungserwerb bestand aus sich rhythmisch wiederholenden Teilhandlungen. Einer kurzen Bewegungslosigkeit folgten einige hastige Schritte verbunden mit mehrmaligem Stochern im weichen Untergrund und erneutem Verharren. Das in der Literatur beschriebene kiebitzartige"knicksen"(COLSTON& BURTON 1989) war dabei mehrfach zu erkennen. Gemeinsam mit den Kiebitzen flog der Besucher nach einiger Zeit auf, machte gewandt deren Flugmanöver mit und landete in ca. 500 m Entfernung..

Von der außergewöhnlichen Beobachtung fasziniert, unterrichteten wir P. Schubert, einen sachkundigen Kenner der Vogelwelt in diesem Gebiet. Am Morgen des nächsten Tages begaben