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Band 2 Heft 2
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B. BAUMGART.: Hemerobie und Hemerobievogelarten

Hemerobiestufe Anthropogene Umweltbelastung

euhemerob relativ geringe Düngung bei Ackern und in Gärten

polyhemerob Intensivdüngung und Pestizideinsatz bei Äckern und Gärten, Mülldeponierung

metahemerob vergiftete Ökosysteme

Das Hemerobiesystem ist gut geeignet den menschlich Einfluß und damit auch die Auswir­kungen der anthropogenen Umweltbelastung zu bewerten.

Es existieren zahlreiche quantifizierende Publikationen über die Auswirkungen der anthro­pogenen Umweltbelastung auf die Vegetation(z.B. KUNICK 1974), wohingegen im Bereich der Ornithologie nur sehr wenig speziell zum Thema" Hemorobie" erarbeitet wurde. ELVERS (1978) beschreibt synökologische Aspekte(Artenzahl, Artenidentität, Gesamtabundanz und Nistökologie) in Bezug zu Hemerobiegradienten. LUNIAK(1983) untersuchte die Bindung von Vogelarten an Grünflächenstrukturen verschiedenen Hemerobiegrades(Einteilung in: Offen­land, Kleingärten, Wälder niedriger, mittlerer und hoher Hemerobie).

Vom Begriff der Hemerobie unterschieden sind die Begriffe Synanthropie(Zusammenleben von Arten mit dem Menschen) und Urbanität(Verstädterung). Synanthropie wird allgemein von KLAUSNITZER(1989) als die Bindung(mit unterschiedlich enger Bindung) von Arten an den Menschen bzw. die von ihm gestalteten Habitate definiert. KOWARIK(1988) weist darauf hin, daß mit dem Synanthropie-Begriff sich eine Vielzahl konkurrierender oder auch unab­hängig voneinander entwickelter Terminologien gebildet haben. Im Faunenbreich ist zum einen, die auf die Ordnung von Arten zielende Arbeit von NUERTOVA(1971), die die Synan­thropie von Vogelarten und Darstellung ihrer jahreszeitlichen Schwankungen beschreibt, zum anderen STEINBORN(1981), TISCHLER (1973), mit der Darstellung der von Süden nach Nor­den zunehmenden Bindung von Insekten an anthropogene Standorte mittels der Berechnung von Synanthropie-Indizes, zu nennen.

Nach KLAUSNITZER(1989) führt die Verstädterung(Urbanität) vieler Arten in einem Pro­zeß in der Zukunft vielleicht, aufgrund von Auslese- und Anpassungsprozessen, zur Synan­thropie.

Ausführliche Erörterungen der theoretischen Konzepte von Hemerobie, Synanthropie, Urbani­tät und weiterer Begriffe geben KLAUSNITZER(1989) und KOWARIK(1988).

Ziel dieser Arbeit ist die Erfassung der Ähnlichkeit von Vogelgemeinschaften verschiedener Stadtlandschaftstypen(Wohnblockzone, Gartenstadt, Grünanlagen, ballungsraumnahe Wäl­der). Die Einteilung der Stadtlandschaftstypen erfolgt modifiziert nach MULSOW(1968), KUNICK(1974) und FLADE(1994)

Die Ähnlichkeit von Vogelgemeinschaften weist auf die Ordnung der Habitate(ähnliche Ornithozönosen besiedeln ähnliche Habitate) und auf die Ordnung der Arten selbst. Die He­merobie-Indikatorarten sollen nach ihren Vorkommen in Landschaftstypen unterschiedlichen Hemerobiegrades(Neubaugebiete, intensiv gepflegte, jüngere Kleingärten, alte Gärten, Park­anlagen und mesophile Wälder) eingeteilt werden und die"exakte" Bestimmung der Hemero­biestufe für ein Gebiet ermöglichen.