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Band 2 Heft 2
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B. BAUMGART.: Hemerobie und Hemerobievogelarten

5. Diskussion der Ergebnisse:

Mit der"Clusterung" von Gebieten wurde die Ähnlichkeit der Bestände in Prozent ermittelt. Dabei zeigte sich, daß von ihrer Struktur ähnliche Gebiete ähnliche Vogelbestände aufweisen, die sich,aber nicht immer scharf trennen. Landschaftstypen mit alten Baumbestand im bebau­ten Bereich sind sich allesamt sehr ähnlich, und lassen sich nicht ohne weiteres in Altbau­Wohnblockzone und Gartenstadt unterscheiden. Die Neubau-Wohnblockzonen trennen sich hingegen deutlich von allen anderen Gebieten ab. Einen ähnlichen Bestand wie die Grünanla­gen besitzen das parkähnliche Villengebiet Fichteberg und das Waldgebiet Tegeler Forst in unmittelbarer Nähe zum bebauten Stadtbereich. Die abgelegneren Waldgebiete Scharfenberg, Pfaueninsel , Spandauer Forst und Hubertussee bilden eine eigenständige Gruppe mit ähnlicher Vogelgemeinschaft.

Die Ähnlichkeit der Vogelgemeinschaft sagt nichts über die Artenzahl der Bestände aus. Die Artenzahlen können innerhalb einer Gruppe stark differieren, z.B. 11 Brutvogelarten im Altbau Charlottenburg zu 19 Brutvogelarten im Villenviertel Frohnau .

In den Neubauvierteln leben im Schnitt 10,5 Brutvogelarten(auf 34,3 ha); in den jungen, intensiv gepflegten Kleingärten im Schnitt 10(auf 18,8 ha); in der Wohnblockzne, der Gar­tenstadt und den alten Kleingärten im Schnitt 17,8( auf 30,9 ha); in den Grünanlagen im Schnitt 27,4(auf 52,6 ha) und in den stadtferneren Wäldern im Schnitt 37,3 Brutvogelarten (auf 34 ha).

Mit verringertem Kultureinfluß steigt allgemein die Artenzahl der Brutvögel, ohne aller­

dings den tatsächlichen Hemerobiewert eines Gebietes wiedergeben zu können. So hat z. B. der Spandauer Forst eine Brutvogelartenzahl von 32 und eine tatsächlichen Hemerobiewert von 6,6; der Hubertussee eine Artenzahl von 30 und einen tatsächlichen Hemerobiewert von 8,2. Der Botanische Garten mit 32 Brutvogelarten aber nur einen tatsächlichen Hemerobie­wert von 4,4. Die Neubaugebiete liegen im metahemeroben bis polyhemeroben Bereich von 9-7,5; die neu­errichteten und intensiv gepflegten Kleingärten im polyhemeroben Bereich zwischen 8 und 7,4; die Altbau-Wohnblockzone Charlottenburg im polyhemeroben Bereich von 7,4; die Vil­lenviertel und alten Kleingärten im euhemeroben Bereich zwischen 6 und 5; die Friedhöfe unterscheiden sich in hohen Maße: Neukölln im polyhemeroben Bereich von 8,3 und Kreuz­ berg im euhemeroben Bereich von 5,7; ansonsten liegen die Parks im eu- und mesohemeroben Bereich zwischen 5,9-4,0(Ausnahme Heinrich-Laehr-Park mit 2,0); das Stadtrandgebiet Te­geler Forst liegt bei 3,4 und alle anderen Wälder zwischen 3,4 und 1,8; die Gebiete Span­dauer Forst mit 2,7 und Hubertussee liegen mit 1,8 im oligohemeroben Bereich.

Die Hemerobie-Indikatorarten ermöglichen eine genauere Messung des Kultureinflußgrades einer Vogelgemeinschaft als eine allgemeine Habitatbeschreibung und Artenzahlangabe. Mit der zahlenmäßigen Hemerobiewertangabe können Veränderungen in der Landschaft festge­stellt werden, die eine Verarmung oder Bereicherung der städtischen Landschaftstypen anzei­

en. ) Die Grünanlage Tiergarten 1978 hätte einen Hemerobiewert von 4,6; 10 Jahre später einen Wert von 4,0. Der Baum- und Strauchbestand wurde 10 Jahre älter; mit dem Alterwerden der Vegetation verschwand die Türkentaube, eine Art, die starken Kultureinfluß anzeigt. Die Er­gebnisse sind aufgrund ihrer Spezifität nur auf Berliner Verhältnisse zu beziehen.Im allgemei­nen nimmt die Hemerobie von der Stadtmitte zum Stadtrand ab. Dieses Ergebniss kann aller­dings keineswegs verallgemeinert werden, da die Hemerobie vom menschlichen Einfluß ab­