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Band 2 Heft 2
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158 H. PAWLOWSKI: Tannenhäherbrut bei Fürstenwalde

duum(M.?) aus kurzer Entfernung in der Fichtenkultur leise singen. Der Gesang bestand aus schnarrenden Lauten, sowie den der Dohle recht ähnlichen Rufen. Am 07.01.1994 flog um 10.30 Uhr ein Tannenhäher quarrend und"kiak" rufend aus der Fichtenkultur, saß kurze Zeit auf einer Fichtenspitze, rief hier kurz und flog dann in den Wipfel einer 25 m hohen Eiche. Auch hier wurde der Ruf mehrfach wiederholt. Kurz darauf gesellte sich der zweite Tannenhäher zu den rufenden und gemeinsam flogen sie ins Unterholz.

Am 30.01.1994 hörte ich dann den Tannenhäher noch einmal singen. Es muß angemerkt werden, daß ich im Dezember und Januar in der Fichtenkultur und derer näheren Umgebung Rufe hörte, die ähnlich einem Laubfrosch klangen. Sie konnten aber zunächst von mir nicht ein­geordnet werden. Am 01.02.1994 um 11.00 Uhr saß ein Tannenhäher nahe der Fichtenkultur hoch im Wipfel einer Eiche, knappte mit dem Schnabel und rief diesen, den Laubfrosch ähnli­chen Ruf. Der andere Häher ließ seinen typischen Ruf in der Fichtenkultur vernehmen. Beide Individuen, saßen am 10.02.1994 gegen 8.30 Uhr gemeinsam auf den Fichtenspitzen am Rande der Kultur. Ein Vogel(Männchen?) hielt einen 5 cm langen Fichtenzapfen mit den Zehen fest und zerpflückte den Zapfen mit dem Schnabel. Zwischendurch knappte er mit dem Schnabel und rief"riet- riet- riet-riet". Der andere Häher äußerte gleichzeitig eine zusammenhängende Rufreihe, wie"dää- dää- dää". Etwa zwanzig Minuten später rief einer der beiden Häher(für mich nicht sichtbar), in der Fichtenkultur ca. 5 Minuten lang den typischen Tannenhäherruf.

Vom 12. bis Ende des Monats Februar 1994, es herrschte eine Kälteperiode mit Nachtfrösten unter minus 15 Grad, liegen keine Beobachtungen vor. Anfang März 1994 konnte ich dann die Tannenhäher an jedem Beobachtungstag im Gebiet des NSG feststellen.

Eine interessante und wichtige Beobachtung gelang am 13.03.1994. Um 7.30 Uhr kam ein Tannenhäher mit einem ca. 20 cm langen, mehrfach verzweigten Laubholzzweig im Schnabel, aus dem etwa 30 m entfernten Laubmischwald geflogen. Als er mich bemerkte, flog er auf eine Fichtenspitze, legte den Zweig vor sich in der Fichte ab und warnte anhaltend. Danach habe ich die Fichtenkultur, um den vermuteten weiteren Nestbau nicht zu stören, in der nächsten Zeit nicht mehr aufgesucht.

Anfang des Monats April wurden von mir die Schneisen abgelaufen um das Hähernest zu finden, es konnte aber nicht ermittelt werden. Von Mitte März bis Mitte Mai waren die Tannen­häher sehr heimlich und stimmlich kaum bemerkbar. Am 20.05.1994 gegen 16.30 Uhr warnte ein Tannenhäher im Wipfel einer etwa 25 m hohen Eiche, vor diesem Häher saß ein zweiter, der flügelschlagend bettelte und darauf gefüttert wurde. Der futterbettelnde Häher hatte ein deutlich frischeres Gefieder. Das Gefieder des Altvogels wirkte fahler, auch hatte dieser Mauserlücken im Schwanz. An der gleichen Stelle beobachtete ich am 22.05.1994 gegen 8.30 Uhr drei Tan­nenhäher in den Eichenwipfeln bei der Nahrungssuche. Dem Gefiederzustand nach zu urteilen, handelte es sich um zwei Jungvögel und einen Altvogel.

Danach habe ich erst wieder am 02.06.1994. einen Tannenhäher etwa 1 km südlich der Fich­tenkultur beobachtet. Er warnte und flog ab. Spätere Kontrollgänge verliefen negativ. Wahr­scheinlich hatten die Tannenhäher das Gebiet verlassen.

3. Diskussion

Die aufgeführten Beobachtungen zum Revier- u. Balzverhalten(Gesang), Paarzusammenhalt, Nistmaterialtransport und zur Fütterung und Führung von eben flüggen Jungvögeln in einem engbegrenztem Gebiet belegen auch ohne direkten Nestfund eine Brut des Tannenhähers.(vergl. RUDAT 1984). Es handelt sich somit um den zweiten Brutnachweis für Brandenburg und Berlin ,