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Band 2 Heft 2
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H. PAWLOWSKI: Tannenhäherbrut bei Fürstenwalde 159

denn bisher gab es nur eine Brutfeststellung im Jahre 1978 bei Ziegenhals am Rande Berlins . (RECKIN 1979).

Bruten außerhalb der Gebirge sind auch in anderen Landesteilen Deutschlands ausgesprochen selten und wurden überwiegend zurückgebliebenen Invasionsvögeln zugeschrieben (Zusammenstellung bei GLUTZ& BAUER 1993).

In Brandenburg und Berlin wurde der letzte kleine Einflug im September/Oktober 1991 regi­striert(BRÄUNLICH& MÄDLOW 1991), einzelne Beobachtungen erfolgten. aber fast alljährlich. (FISCHER ET AL. 1991, ROBEL 1987).

Obwohl das NSG"Beerenbusch" auch vor der Erstbeobachtung im September 1993 regelmä­Big von mir aufgesucht wurde, gab es selbst während der schwachen Invasion 1991 keine Fest­stellung des Tannenhähers. Eine Anwesenheit der Vögel seit 1991 und ihr Übersehen ist jedoch nicht ganz auszuschließen.

Die nächstgelegenen Brutgebiete des Tannenhähers befinden sich einerseits in den Mittelge­birgslagen Sachsens und Thüringens , wo die Höhenlinie zwischen 250 und 300 Meter ü.d.M: kaum unterschritten wird.(LIEDER 1986, GLUTZ& BAUER 1993). Andererseits wurde erst in Jüngster Vergangenheit die Ausdehnung des Tieflandvorkommens im nördlichen und östlichen Polen genauer bekannt, das westwärts bis Pommern reicht,(TOMJALOJC in GLUTZ& BAUER 1993), und somit nicht einmal 300 km vom Brutplatz bei Fürstenwalde entfernt liegt. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß einzelne Jungvogel aus dem Tieflandareal Polens auf ihren nor­malen Zerstreuungswanderungen bis in unser Gebiet gelangten und bei ausreichendem Nah­rungsangebot(größere Haselnußvorkommen mit guten Fruchtansatz) auch länger verweilen und vielleicht sogar häufiger als bisher bekannt zur Brut schreiten können. Eine Weiterbeobachtung von einmalig in geeigneten Habitaten festgestellten Tannenhähern wäre nicht nur wie im be­schriebenen Fall, sondern auch im Zusammenhang mit einer möglichen Ausweitung des polni­schen Tieflandvorkommens bis in unser Gebiet wichtig.

Die im NSG beobachteten Tannenhäher entsprachen den wesentlichen Merkmalen der Unter­art N. c. caryocatactes. Der Schnabel war klobig, relativ breit, mit leicht gekrümmter Firstlinie, wirkte kürzer als die Kopflänge und war im Spitzenbereich stumpf auslaufend. Die Unterseite der äußeren Schwanzfedern war etwa zu zwei Drittel schwarz und nur zu einem Drittel weiß. Diese Merkmale konnten auch an Hand angefertigter Videoaufnahmen überprüft werden. Ein weiteres Indiz war die relativ große Fluchtdistanz der Vögel.

Auch die von RECKIN(1979) beobachteten Brutvögel bei Berlin entsprachen der Unterart N. C. caryocatactes. Weiterhin wurden fünf Fänglinge im Herbst 1975 in der Uckermark (SADLICK & HAFERLAND 1981) und ein im Januar 1991 flugunfähig im Grünauer Forst/Berlin gefundener Tannenhäher(FISCHER ET AL.. 1991) sicher dieser Unterart zugeordnet.

Ob die Nominatform möglicherweise sogar regelmäßiger in Brandenburg und Berlin er­scheint(was auch im Bezug zur Lage der nächsten Brutvorkommen wahrscheinlich wäre), als die sibirischen Tannenhäher(N.c. macrorhynchos), ist bei zukünftigen Beobachtungen und Fänglingen zu klären. Eine alleinige Zuordnung der Vögel bei Einflügen zu N. c. macrorhyn­Cchos wie in GRÄTZ& SCHMIDT(1987) ist nicht mehr gerechtfertigt.

Mein Dank gilt abschließend Herrn H. Haupt für verschiedene Hinweise und die Durchsicht des Manuskriptes.