Heft 
Band 3 Heft 1/2
Seite
1
Einzelbild herunterladen

OrTıs, Berlin 3(1995)1/2, S. 1- 22

Die Bedeutung von künstlichen Gewässern für den Limikolenzug am Beispiel der Fischteiche Schlepzig

Von THoMAsS NOAH, Schlepzig

1. Einleitung

Auf viele Vogelbeobachter üben Limikolen eine große Faszination aus. Durch enorme Flugleistungen, die die Vögel über verschiedene Kontinente führen können ist es möglich, Brutvögel des arktischen Sibiriens während der Zugperioden regelmäßig im zentralen Mittel­ europa zu beobachten. Hier benötigen sie dringend nahrungsreiche und störungsarme Rast­plätze, um ihren nahezu lebenslangen Zug fortsetzen zu können.

Nachdem der Watvogelzug in Brandenburg und Berlin während der 60er und 70er Jahre für verschiedene künstliche Rastplätze dargestellt wurde(DITTBERNER 1969, KRÜGER 1970, KRÜGER& VINTZ 1971, BRUCH& LÖSCHAU 1971/1973, HAUPT 1977, SCHONERT 1984/1988/1991) sind bis auf SCHIMMELPFENNIG(1991) aus neuerer Zeit keine weiteren Pu­blikationen zu diesem Thema erschienen.

In der vorliegenden Arbeit sollen die ermittelten Beobachtungsdaten aller angetroffenen Limikolenarten ausgewertet und die weniger bekannte Teichanlage mit anderen Feuchtgebie­ten Brandenburgs hinsichtlich des Limikolenzuges verglichen werden. Diese Ausführungen sollen außerdem zum Schutz und zum besseren Verständnis der überregionalen Bedeutung dieser vom Menschen geschaffenen künstlichen Lebensräume für durchziehende Limikolen

beitragen.

2. Gebietsbeschreibung

Die Fischteiche befinden sich im Kreis Dahme- Spreewald , nördlich der Stadt Lübben . Sie liegen im Biosphärenreservat Spreewald und bilden den Südostrand des Unterspreewaldes. Die Teichanlage wurde von 1982 bis 1988 in einer ausgedehnten, extensiv genutzten Wiesenland­schaft des Spreetales in unmittelbarer Nähe zu diesem Fluß angelegt. Im gleichen Zuge wurde die Spree an mehreren Stellen begradigt, die Ufer mit Steinschüttungen versehen und Hoch­wasserschutzdeiche angelegt. Dadurch gingen regelmäßige Überflutungsflächen und somit wertvolle Lebensräume verschiedener bestandsbedrohter Arten auf ca. 10 km Flußlänge verlo­ren. SCHIERMANN(1930) und PIESKER(1962 und 1980), die dieses Areal zumindest teilweise untersuchten, geben für folgende, gegenwärtig seltene Arten der Niederungsgebiete Brut­nachweise bzw. Brutverdacht an:

Knäkente(Anas querquedula), Krickente(Anas crecca), Wiesenweihe(Circus pygargus), Tüpfelralle(Porzana porzana), Kleine Ralle(Porzana parva), Wachtelkönig(Crex crex), Kie­bitz(Vanellus vanellus ), Bekassine(Gallinago gallinago ), Großer Brachvogel (Numenius ar­quata), Rotschenkel(Tringa totanus ), Flußuferläufer(Actitis hypoleucos), Sumpfohreule(Asio flammeus), Blaukehlchen(Luscinia svecica). PIESKER(1980) wies des Weiteren auf die Be­deutung der Wiesenlandschaft während des Heimzuges hin.