20 T. NOAH: Limikolenzug an den Schlepziger Fischteichen
Nach Ansicht einiger Autoren sind binnenländische Rastgebiete gegenüber den weitläufigen Küstenbereichen relativ bedeutungslos. MÄDLOW(1994) verglich die Rastzahlen des Berliner Rieselfeldgürtels mit denen der schleswig- holsteinischen Westküste(BUSCHE 1980) und kam zu dem Ergebnis, das im Verhältnis von Flächengröße und Rastplatzangebot die Binnenlandrastplätze bei weitem nicht bedeutungslos sind und einige Arten hier sogar häufiger auftreten als an der Küste.
GLUTZ ET AL.(1975) meinte dazu:"Ist es aber richtig, wenn sich die Bemühungen um die Erhaltung solcher Lebensräume weitgehend auf die Küste beschränken und im Binnenland auch die letzten Calidris -Rastplätze nicht vor der Zerstörung bewahrt bleiben? Hätten lokale Interessen nicht zurückzutreten, wenn es sich darum handelt, Vögeln Gastrecht zu gewähren, die zweimal jährlich Strecken bis zu 10.000 km und mehr zurücklegen und den Großteil des Jahres weder im Brutgebiet noch im Winterquartier, sondern auf der Wanderschaft verbringen und deshalb störungsfreier Rastplätze dringend bedürfen?“ Limikolen sind bekanntlich, wie alle Spezialisten in der Tierwelt, eine besonders gefährdete Vogelgruppe. Einhergehend mit der großräumigen Vernichtung der meisten Feuchtgebiete im Zuge der Komplexmelioration und des Flußausbaus schrumpfte der Watvogelbestand stark zusammen. Sämtliche heimische Arten sind mehr oder weniger stark bedroht und finden sich in den" Roten Listen" wieder. Bereits in der Arbeit von HAUPT(1977 lassen sich eindeutige Parallelen zwischen rückläufigen Beständen von Brut- und auch Zuglimikolen ableiten.
Durch die Schließung des Rieselfeldgürtels um Berlin (MÄDLOW 1994) wurde Brandenburg um ein weiteres großräumiges Feuchtgebietssystem ärmer. Die heutige Situation ist durch akuten Rastplatzmangel gekennzeichnet.
Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Zahl der in den ABBO-Jahresberichten genannten regelmäßig von Limikolen besuchten Gebieten betrachtet. Im ausgesprochen gewässerreichen Brandenburg sind nur‘noch etwa zehn Rastplatze vorhanden. Andere Orte beherbergen meist nur kleinere oder sporadische Watvogelansammlungen.
Während des Heimzuges rastet der Großteil an Limikolen in den Flußauen von Oder, Havel und Elbe . Dort sind die Bedingungen nach Winterhochwassern ausgezeichnet und zudem sind diese Gebiete durch konsequente Unterschutzstellung größtenteils gesichert.
Eine völlig andere Situation ergibt sich gegenwärtig für den Wegzug. Bis auf den Gülper See sind natürliche bzw. naturnahe Rastbiotope nahezu bedeutungslos. In diesem Zeitraum konzentrieren sich die Ansammlungen fast ausschließlich auf künstliche Feuchtgebiete, Fischteichanlagen, sowie Stau- und Klärbecken aber auch die stark anthropogen beeinflußten Wiedervernässungsflächen wie die Nieplitzniederung, der Streng und der nördliche Oberspreewald fallen in diese Kategorie.
Bei Wiedervernässungsflächen wirkt sich nachteilig aus, das sie aufgrund starker Nährstoffkonzentration innerhalb weniger Jahre völlig zuwachsen können(schwierige Pflege) und in niederschlagsreichen Sommern durch zu hohe Wasserstände kaum geeignete Rastmöglichkeiten aufweisen. Dagegen bieten Teichanlagen relativ unabhängig von verschiedenen Faktoren konstante Grundlagen für den Aufenthalt von Watvögeln. Besonders in Schutzgebieten liegende Fischteiche sind für die längerfristige Bereitstellung von Rastmöglichkeiten geradezu prädestiniert. Das Teichgut Peitz, Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung und somit dem besonderen Schutz durchziehender Wasservögel verpflichtet, die Altfriedländer Fischteiche und die Fischteiche Schlepzig sind einige Lokalitäten, an denen erfolgreich Limikolenschutz praktiziert werden müßte.